Kreuzweg mit Franziskus in Rom

Papst erinnert an das "Kreuz der Migranten"

Mehr als 15.000 Menschen haben mit Papst Franziskus den Kreuzweg am Kolosseum in Rom gebetet. Dabei ging es besonders um das Leid von Migranten und Flüchtlingen heute.

Papst Franziskus beim Kreuzweg an Karfreitag, 19. April, vor dem Kolosseum in Rom © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA

Rom – Papst Franziskus hat am Karfreitag mit tausenden Menschen auf dem traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom an das Leiden Jesu erinnert. Laut Vatikansprecher Alessandro Gisotti nahmen mehr als 15.000 Menschen am späten Abend an dem Kreuzweg mit 14 Stationen teil. In einem Gebet zum Abschluss schlug der Papst einen Bogen zu Problemen der heutigen Zeit. Er ging auf Hunger, Kriege und Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung, den Umgang mit Migration, aber auch innerkirchliche Probleme ein.

In seinem abschließenden Gebet erbat Franziskus auch, dass die "Kreuze der Welt" erkannt würden - etwa das "Kreuz der Migranten, die auf verschlossene Türen stoßen, verursacht durch Angst und von politischem Kalkül gepanzerte Herzen". Das Kirchenoberhaupt spielte auch auf Misshandlungen Minderjähriger an, "das Kreuz der Kleinen, verletzt in ihrer Unschuld und Reinheit". Die Kirche habe Schwierigkeiten, die Liebe Gottes zu verbreiten, "sogar unter den Getauften". Sie fühle sich "beständig angegriffen, von innen wie außen", so der Papst.

Mehr als 15.000 Menschen nahmen an dem Kreuzweg mit 14 Stationen teil. (Foto: Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA)

Gleichgültigkeit gegenüber Toten im Mittelmeer

Die diesjährigen Meditationstexte nahmen die Not von Migranten und Flüchtlingen in den Blick. Autorin ist eine Aktivistin gegen Menschenhandel, die Ordensfrau Eugenia Bonetti.

Die Texte sprachen von "den Golgotas der ganzen Welt", die sich "etwa in den lagerähnlichen Sammelstellen der Transitländer, auf Schiffen, denen ein sicherer Hafen verweigert wird", befänden. Die Consolata-Missionarin klagte Gleichgültigkeit gegenüber Toten im Mittelmeer und Opfern von Menschenhandel an und rief Gesellschaft, Regierungen, Gesetzgeber und Kirche sowie jeden einzelnen zur Verantwortung.

Menschen werden ihrer Würde, Freiheit und Zukunft beraubt

"Es ist zu einfach, Menschen und unbehagliche Situationen zu verurteilen, die in uns eine falsche Scham wecken, aber es ist nicht einfach, unserer Verantwortung gerecht zu werden, die wir als Einzelne, als Regierungen und auch als christliche Gemeinschaften haben."

Auch heute würden noch viele Menschen "an ein Kreuz genagelt als Opfer unmenschlicher Ausbeutung und dabei ihrer Würde, Freiheit und Zukunft beraubt", hieß es. Die Kreuzweg-Meditationen beklagten unter anderem auch Zwangsprostitution, Kinderarbeit und Organhandel. Zugleich würdigte Bonetti in ihren Texten den Einsatz von Seenotrettern auf dem Mittelmeer, "um das Leben so vieler Familien zu retten, die auf der Suche nach Sicherheit und neuen Perspektiven sind". Es gehe um Menschen auf der Flucht vor Armut, Diktaturen, Korruption und Sklaverei. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Karwoche