Weltmissionsmonat

missio-Gäste aus Ägypten und Syrien genießen letzten Wiesn-Tag

Beim Weltmissionsmonat liegt heuer der Fokus auf der Lage der Christen im Nahen Osten. Aus Syrien, Ägypten und dem Libanon hat das Hilfswerk „missio“ Projektpartner nach Bayern eingeladen. Bevor sie in den nächsten Wochen über ihre Arbeit berichten, ging es aber auf das Oktoberfest.

Pater Miguel (2.v.l.) und einige der ehrenamtlichen Helfer genossen einen unbeschwerten Tag. © SMB/Strauss-Richters

Das Wetter war perfekt, als die Gruppe mit den Gästen, ihren ehrenamtlichen Begleitern und dem missio-Vorstand eine Fahrt im Riesenrad, Schweinebraten oder Wiesnhendl genossen haben. Bischof Thomas Adly aus Ägypten hat das bunte Treiben erstaunt beobachtet. Im Festzelt filmte er die Blaskapelle und die vielen Menschen in Dirndl und Lederhosn. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute hier ihre Tradition so sehr bewahren. Sie wirken so glücklich“. Für ihn das war das ein echtes Kontrastprogramm zu den Problemen, die bei ihm daheim den Alltag bestimmen. Nach Corona und durch den Ukraine-Krieg leidet das Land unter einer starken Inflation. Viele Menschen haben am Ende des Monats kein Geld mehr. Die Lebensmittelpreise haben sich in einem halben Jahr verdreifacht. Die Regierung versucht, die Probleme zu lösen und auch die Kirchen versuchen zu helfen: „Wir arbeiten mit Strafgefangenen, wir helfen den Familien mit Schulgeld und unterstützen Geflüchtete aus dem Sudan.“

Weltmissionsmonat


Das internationale katholische Hilfswerk missio München begeht im Oktober wieder den "Monat der Weltmission". Der Blick ist in diesem Jahr auf den Nahen Osten gerichtet. Im Mittelpunkt stehen die Länder Syrien, der Libanon und Ägypten. Knapp vier Wochen lang sind Projektpartnerinnen und Projektpartner zu Gast. Sie werden in Gottesdiensten, Diskussionsrunden und Online-Talks über die großen gesellschaftlichen Herausforderungen in ihrer Heimat berichten. Die bundesweite Kampagne wird laut Mitteilung von missio Aachen und missio München organisiert. Abschluss ist am 22. Oktober mit einem großen Festgottesdienst im Dom zu Speyer. Daran werden Ortsbischof Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens und der Präsident von missio München, Wolfgang Huber, teilnehmen. Das biblisches Leitwort des Missionsmonats lautet "Ihr seid das Salz der Erde". Ins Zentrum gerückt werden sollen Frauen und Männer, die oft die einzigen seien, die sich unter widrigsten Bedingungen wie zerstörter Infrastrukturen, Unsicherheit und teilweise Krieg in den Dienst der Ärmsten und Schwächsten stellten. (kna)

Ein weiterer Gast ist der Salesianerpater Miguel aus Syrien. Er arbeitet in einem Jugendzentrum in Damaskus und erzählt, wie die Bevölkerung versucht, ihren Alltag zu bewältigen: „Strom, Benzin und Lebensmittel sind sehr knapp. Brot ist rationiert und es gibt lange Schlangen vor den Geschäften. Strom gibt es jeweils eineinhalb Stunden am Morgen und am Abend. Allerdings weiß man nie, wann der Strom da ist.“ Und das bedeutet auch, dass man nicht planen kann, wann man den Laptop für die Arbeit laden oder wann man eine Mahlzeit kochen kann. Die Salesianer bieten den Jugendlichen mitten in der Stadt einen Ort, an dem sie Sport machen können oder Theater spielen, wo ihnen jemand bei den Hausaufgaben hilft und wo sie immer jemanden zum Reden haben. Denn die Generation, jetzt dorthin kommt, hat während ihrer ganzen Kindheit im Krieg gelebt. Die Schulen waren oft geschlossen und jetzt sieht man die Folgen der fehlenden Bildung. Und natürlich hat auch die Psyche gelitten, sagt der junge Pater: „Sie hätten in der Kindheit soziale Fähigkeiten erwerben müssen und jetzt sind sie hinter der altersgerechten Entwicklung zurück.“ Bei den Salesianern können die Jugendlichen in einer sicheren Umgebung zur Ruhe kommen und zumindest einen kleinen Teil dessen nachholen, was sie verpasst haben.

Bildung ist Segen

Für die Menschen in Bayern hat Pater Miguel eine Botschaft: „Dankt Gott für das, was ihr hier habt. Dass eure Kinder gut aufwachsen und zur Schule und zur Uni gehen können. Das ist ein wirklicher Segen, nicht etwas, was man sich verdient hat. Das ist der erste Schritt. Und wenn man dankbar ist, dann kann man auch großzügig sein.“ Er selbst war sich dessen sehr bewusst und hat die bayrischen Speisen und die fröhliche Stimmung auf dem Oktoberfest genossen. „Ich bin zum ersten Mal hier und sehe, dass die Menschen sich einfach amüsieren möchten. Das ist etwas, was wir alle brauchen. Ich habe viele Familien gesehen, viele Kinder, viele Freunde. Das ist etwas Gutes.“  So konnten er und die anderen missio-Gäste die Probleme, auf die sie in den nächsten Wochen aufmerksam machen möchten, für eine kurze Zeit vergessen.

Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de