Der prekäre Alltag in Syrien

Salesianer bieten Hilfe und Bildungschancen

Der Monat der Weltmission ist die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken weltweit und findet traditionell im Oktober statt. Das Hilfswerk missio München hat derzeit Projektpartner aus dem Libanon, Syrien und Ägypten zu Gast, die überall in Bayern über die Situation der Christen in den Ländern berichten.

Father Miguel arbeitet in einem Jugendzentrum in Damaskus © missio/stark

Ein Gast ist Father Miguel Condo Soto. Seit einem Jahr arbeitet er in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Er ist erst 33 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Bolivien, spricht fließend Englisch und Arabisch und lebt schon seit sieben Jahren im Nahen Osten. Der Salesianerpater will dort arbeiten, wo scheinbar Hoffnungslosigkeit herrscht, und Ideen für eine Zukunft bringen, wo angeblich keine Perspektiven sind. So erklärt er seine Berufung. Im Jugendzentrum des Ordens kann er genau das tun.  

Dort bieten die Patres Informations- und Freizeitaktivitäten an. Zum Beispiel Katechese für die Christen und Theater, Tanz und Sport für Kinder von der vierten Klasse bis hin zu Universitätsstudenten. Weil viele der Jugendlichen in den Vororten leben, hat der Orden eigene Busse gemietet und gekauft, um sie in die Innenstadt zu transportieren. 

Salesianer bieten Kindern in Syrien sichere Umgebung und soziale Unterstützung

Was klingt wie ein ganz normales Jugendzentrum, das auch in einer deutschen Großstadt stehen könnte, ist im Bürgerkriegsland ein Ort, an dem die vom Krieg traumatisierten Kinder und Jugendlichen ein paar Entwicklungsschritte nachholen können, die der Krieg ihnen verwehrt hat. Denn in den mehr als zehn Kriegsjahren ist genau die Generation herangewachsen, die jetzt das Jugendzentrum besucht.  

„Die meisten von ihnen konnten ihre Fähigkeiten in der Schule nicht gut entwickeln. Denn während des Krieges hatten sie kaum Unterricht,“ erklärt Miguel. „Jetzt sieht man die Konsequenzen dieses Mangels an Bildung. Aber auch emotionale Defizite, psychische und soziale Fähigkeiten, die sie als Kinder und Jugendliche hätten entwickeln sollen. Da liegen sie weit zurück hinter der altersgemäßen Entwicklung.“ Die Salesianer versuchen, ihnen zumindest eine sichere Umgebung zu bieten, in der sie ihre sozialen Fähigkeiten entwickeln und wo die psychologischen Probleme ein bisschen heilen können.

Bis zu 1.200 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 25 Jahren kommen jede Woche zu ihnen. Sie stammen aus überwiegend christlichen Familien, die am Rande der syrischen Hauptstadt leben und sehr unter der wirtschaftlichen Situation leiden. 

Der prekäre Alltag in Syrien mit Stromausfällen und Nahrungsmittelknappheit

„Es fehlt an Strom, Treibstoff für die Autos und Lebensmitteln. Es gibt nur morgens und nachmittags jeweils eineinhalb Stunden Strom. Leider weiß man nicht, wann der Strom kommt.“ Studierende können so nicht einplanen, wann sie ihren Laptop laden können. Es ist auch fast unmöglich, die Häuser im Winter zu heizen oder im Sommer eine Klimaanlage anzuschalten.  

Selbst Grundnahrungsmittel sind knapp. Mehr als 90 Prozent der Menschen im Land sind vom Hunger bedroht. „Brot wird rationiert und nur an berechtigte Personen mit einem entsprechenden Ausweis verkauft. Die Menschen müssen lange Schlange stehen, nur um ein Stück Brot zu kaufen.“

Wie sich der aktuell eskalierende Konflikt im Nachbarland Israel auf Syrien auswirkt, werden die nächsten Wochen zeigen. Aber auch dann werden Miguel und seine Mitbrüder das tun, was sie immer getan haben: Da sein für die, die ihre Hilfe brauchen. 

Podcast-Tipp

Reisewarnung

Nach zwölf Jahren Krieg gibt es in Syrien eine ganze Generation von Kindern, die noch nie Frieden erlebt haben. Gleichzeitig liegt das staatliche Schulsystem darnieder, weil es kaum Lehrkräfte gibt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat ihre Heimat verlassen, davon wiederum die Hälfte lebt im Ausland. Die Salesianer Don Boscos in Damaskus bieten den jungen Menschen dort Bildung und einen Ort, an dem sie Kind sein dürfen und sich vom oft schwierigen Alltag erholen können. Kristina Balbach hat das Kinder- und JugendZentrum besucht und Jugendliche kennengelernt, die ihr Land wieder aufbauen wollen.

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Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de