Gott könnte eine größere Welt schaffen als die gegenwärtige. Er könnte auch einen größeren Himmel schaffen als den über uns. Aber eine größere Mutter als die Gottesmutter kann er nicht schaffen.“ Mit diesen Worten bringt der heilige Bonaventura seine innige Marienverehrung zum Ausdruck. Als Generalminister der Franziskaner führte er das aus dem Orient stammende Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli 1263, dem Oktavtag des Geburtsfestes Johannes’ des Täufers, für seinen Orden ein.
Diesem Marien-Gedenktag liegt die biblische Begegnung von Maria und Elisabet im Lukasevangelium (Lk 1,39–56) zugrunde. Maria, ein junges, unverheiratetes, schwangeres Mädchen, das soeben durch den Engel Gabriel eine „Heimsuchung“ erlebte, macht sich auf den Weg zu ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabet.
Papst Pius V. erkannte das Fest offiziell an
„Heimsuchung“ bedeutet veraltet schlichtweg Besuch, womit insbesondere ein Überraschungsbesuch gemeint ist; es bezeichnet aber auch die Ankunft Gottes bei den Menschen, die normalerweise mit Schrecken einhergeht. Genauso ist es Maria bei der Verkündigung ergangen. Mit dem Wachstum des Franziskanerordens verbreitete sich auch das Fest Mariä Heimsuchung im Abendland und wurde von Papst Pius V. um 1568 offiziell in den Kalender der römischkatholischen Kirche aufgenommen. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils verlegte man den Gedenktag 1970 auf den 31. Mai, somit steht er nun, ganz biblisch, in der Chronologie vor dem Geburtsfest Johannes des Täufers und schließt gleichzeitig den Marienmonat ab. Im deutschen Sprachraum blieb der 2. Juli aufgrund der Volksfrömmigkeit und der vielen Kirchen, die „Mariä Heimsuchung“ geweiht sind, bestehen.