Fest am 2. Juli

Mariä Heimsuchung: Biblischer Überraschungsbesuch

Der Marien-Gedenktag erinnert nicht nur an eine biblische Begegnung, sondern ist ebenso das Titularfest einer weltweiten Ordensgemeinschaft.

Mariä Heimsuchung erinnert an eine biblische Begegnung. © OneLineStock.com - stock.adobe.com

Gott könnte eine größere Welt schaffen als die gegenwärtige. Er könnte auch einen größeren Himmel schaffen als den über uns. Aber eine größere Mutter als die Gottesmutter kann er nicht schaffen.“ Mit diesen Worten bringt der heilige Bonaventura seine innige Marienverehrung zum Ausdruck. Als Generalminister der Franziskaner führte er das aus dem Orient stammende Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli 1263, dem Oktavtag des Geburtsfestes Johannes’ des Täufers, für seinen Orden ein. 

Diesem Marien-Gedenktag liegt die biblische Begegnung von Maria und Elisabet im Lukasevangelium (Lk 1,39–56) zugrunde. Maria, ein junges, unverheiratetes, schwangeres Mädchen, das soeben durch den Engel Gabriel eine „Heimsuchung“ erlebte, macht sich auf den Weg zu ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabet.

Papst Pius V. erkannte das Fest offiziell an 

„Heimsuchung“ bedeutet veraltet schlichtweg Besuch, womit insbesondere ein Überraschungsbesuch gemeint ist; es bezeichnet aber auch die Ankunft Gottes bei den Menschen, die normalerweise mit Schrecken einhergeht. Genauso ist es Maria bei der Verkündigung ergangen. Mit dem Wachstum des Franziskanerordens verbreitete sich auch das Fest Mariä Heimsuchung im Abendland und wurde von Papst Pius V. um 1568 offiziell in den Kalender der römischkatholischen Kirche aufgenommen. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils verlegte man den Gedenktag 1970 auf den 31. Mai, somit steht er nun, ganz biblisch, in der Chronologie vor dem Geburtsfest Johannes des Täufers und schließt gleichzeitig den Marienmonat ab. Im deutschen Sprachraum blieb der 2. Juli aufgrund der Volksfrömmigkeit und der vielen Kirchen, die „Mariä Heimsuchung“ geweiht sind, bestehen.

Schwestern von der Heimsuchung Mariä

„Mariä Heimsuchung“ ist ebenso das Titularfest einer weltweiten Ordensgemeinschaft: der „Schwestern von der Heimsuchung Mariä“. Sie wurden am 6. Juni 1610 durch den Bischof von Genf, Franz von Sales, und die Baronin Johanna Franziska von Chantal in Annecy/Savoyen gegründet. Der Orden ist die Frucht der Begegnung der beiden Heiligen, infolge derer die Mutter von vier Kindern durch die Herzensgüte und Gottesnähe des Bischofs den Verlust ihres tödlich verunglückten Ehemannes und damit eine tiefe Lebensund Glaubenskrise überwand. Überzeugt davon, dass die Nachfolge Christi in einer klösterlichen Gemeinschaft für jeden zugänglich sein sollte, wurden auch Witwen und Frauen mit schwacher Gesundheit aufgenommen. Bereits nach sechs Jahren musste die Kongregation, deren Mitglieder das Kloster verließen, um Arme und Kranke der Umgebung zu besuchen, zu einem Orden mit Klausur werden. Die Schwestern erhielten jedoch die Erlaubnis, Frauen für stille Tage zur Neuorientierung und Exerzitien in die Klausur aufzunehmen. Franz von Sales sagte zu seinen Töchtern: „Ich habe immer dafür gehalten, dass der Geist der Heimsuchung ein Geist tiefer Demut gegen Gott und Sanftmut gegen den Nächsten ist. Je weniger körperliche Strengheiten, desto mehr Herzensgüte.“ (DASal 2,191)

"Töchter des Gebetes" für Gott

Der Geist, der von der Begegnung zwischen Maria und Elisabet ausgeht, ist für uns Heimsuchungsschwestern bis heute Programm: Maria lief eilig, jedoch nicht hastig, sondern froh und erfüllt vom Heiligen Geist übers Gebirge zu Elisabet. Sie wollte der bereits Hochschwangeren beistehen und vielleicht auch selbst Beistand erfahren. Unseren Gründern war es ein Anliegen, Gott „Töchter des Gebetes“ zu schenken, die in einfacher, großmütiger Frömmigkeit Gott loben und gemeinschaftlich und persönlich in den Anliegen der Menschheit beten. 

Durch diese freundschaftliche Beziehung zu Christus möchten wir, „angespornt“ vom Heiligen Geist, unseren Mitmenschen offen, schlicht und wahrhaftig begegnen und hoffen, dass diese dadurch selbst Gott begegnen dürfen. Wir Schwestern im Kloster Zangberg versuchen dies in unserem schwesterlichen Zusammenleben, durch das Eingebundensein in die Pfarrei, in der Begegnung mit unseren Mitarbeitenden als auch durch die Aufnahme von Gästen, sei es in unserem „Haus der Begegnung“ oder zu Stillen Tagen im Kloster.

Begegnungsfest in Zangberg

Der Heimsuchungsorden und die salesianischen Gemeinschaften feiern dieses Jahr ein Doppeljubiläum: den 450. Geburtstag der heiligen Johanna Franziska von Chantal und den 400. Todestag des heiligen Franz von Sales. In Zangberg begehen wir dies mit einem Begegnungsfest am Gedenktag Mariä Heimsuchung.

Gerade unserer säkularisierten Welt hat dieses Fest viel zu sagen: Denn trotz aller Unsicherheiten, Kriege, Naturkatastrophen und vielem mehr nährt sich das Leben aus der menschlichen Begegnung und der Hoffnung auf etwas „Größeres“. Daher dürfen wir vertrauensvoll in das Magnifikat, den Lobgesang Mariens, einstimmen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ 

Hier besingt Maria die Größe Gottes, der auf die Kleinen und Schwachen schaut und sich ihrer annimmt. Denn wahrhaftig: „… eine größere Mutter als die Gottesmutter kann er nicht schaffen.“ (Schwester M. Teresa Schmidt OVM)