In der Liturgie vom Karfreitag ist einer der Höhepunkte die Erhebung und Verehrung des Kreuzes. Dafür sind verschiedene Formen der Gestaltung möglich, zum Beispiel mit oder ohne Enthüllung. In den liturgischen Anleitungen und Texten bleibt jedoch eines gleich: Es geht immer um das Kreuz.
Die Verehrung des Kreuzes hat eine lange Geschichte. Sie geht bis ins vierte Jahrhundert in Jerusalem zurück. Im siebten Jahrhundert kennt man den Brauch der Verehrung des Kreuzes als Sieges- und Lebenszeichen in Rom. Daraus hat sich die Kreuzverehrung am Karfreitag entwickelt. In der Zeit der Romanik wurde Christus als Sieger am Kreuz dargestellt, in der Gotik als der leidende Christus. So entstand im Laufe der Zeit das Kruzifix, wie es uns vertraut ist. Wir sehen in ihm Jesus Christus, der das Leid der Welt kennt, der für uns gelitten hat bis in den Tod. Zu ihm dürfen wir kommen mit all dem, worunter wir leiden.
Kreuz wird verehrt nicht Jesus
Wenn wir auf die liturgische Praxis am Karfreitag schauen, ist es meist üblich, dass ein Kruzifix enthüllt, gezeigt und verehrt wird: Jesus Christus am Kreuz. Das Kreuz selbst als Zeichen des Sieges über den Tod und so als Zeichen des Lebens, tritt zurück und kommt leider zu wenig oder nicht mehr in den Blick. Dabei geht es am Karfreitag doch um die Verehrung des Kreuzes. Deshalb wird am Karfreitag gerufen: „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt.“ Der Antwortgesang während der Kreuzverehrung lautet: „Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige Auferstehung preisen und rühmen wir: Denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt.“ Denken wir auch an das Lied „O du hochheilig Kreuze“ oder an den Kehrvers „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“. Diese alten Texte zeigen: Das Kreuz wird gezeigt und verehrt, nicht Jesus als Korpus am Kreuz.