St. Bonifaz und Kloster Andechs

Gelassen und zuversichtlich: Johannes Eckert ist seit 20 Jahren Abt

Erst 34 Jahre alt war Johannes Eckert, als er zum Abt von St. Bonifaz und Kloster Andechs gewählt wurde. Seitdem musste er seine Mitbrüder durch turbulente Zeiten führen.

Johannes Eckert ist seit 20 Jahren Abt. © Kiderle

Die öffentliche Aufmerksamkeit war seinerzeit riesig: Wer würde der Nachfolger von Odilo Lechner, dem dienstältesten Benediktinerabt der Welt, werden? Abt Odilo ist damals fast so etwas wie ein weit über die Grenzen der Landeshauptstadt bekannter Markenbegriff, seit 39 Jahren lenkt der mittlerweile 72-Jährige in seinem unverkennbaren Stil die Geschicke der Münchner Abtei St. Bonifaz und von Kloster Andechs. Anselm Bilgri, der populäre und stets medienpräsente Andechser Prior und Abtei-Cellerar, gilt in den Augen vieler als Odilos designierter Nachfolger.

Abt Johannes überrascht über die Wahl 2003

Doch die Wahl am 23. Juli 2003 verläuft anders: Die 19 wahlberechtigten Ordensmitglieder unter der Leitung des damaligen Schäftlarner Abts Gregor Zasche wählen aus ihren Reihen einen 34-jährigen promovierten Theologen aus Mosbach in der Freiburger Erzdiözese: Pater Johannes Eckert, seit 2002 Pfarrer von Erling-Andechs und Machtlfing. „Es ging an diesem Tag alles sehr schnell“, erinnert sich Abt Johannes. „Ich war das jüngste stimmberechtigte Mitglied unseres Konvents und ich hätte nicht damit gerechnet.“ Aufgrund eines Unfalls beim Badminton humpelt er sogar auf zwei Krücken und einem vom Habit verhüllten Vacopedes-Schuh einher.

Wohlwollendes Verhältnis zum Altabt Odilo

Beim Einzug in die Basilika darf er an diesem Tag erstmals auf dem erhöhten Sitz des Abtes Platz nehmen, Odilo reicht ihm dabei helfend die Hand, Eckert legt in diese seine eigene: „Es war für mich ein Zeichen, dass ich mich auf ihn verlassen darf. Er ist für mich da.“ Bis zu Odilos Tod im Jahr 2017 wird das Verhältnis zwischen dem Altabt und seinem Nachfolger von großem Vertrauen und gegenseitigem Wohlwollen geprägt sein.

Die Abtweihe durch Kardinal Friedrich Wetter findet am 2. Oktober 2003 statt, einem strahlenden Herbsttag. Über 1.000 Menschen kommen nach St. Bonifaz. Schon eine Stunde vor Beginn ist in der Basilika kein Platz mehr zu haben, der Gottesdienst wird auf drei Bildschirmen in die ebenfalls überfüllte Krypta übertragen. „Es möge dem neuen Abt gelingen, die Abtei als Stätte zu erhalten, wo Gott gesucht und gefunden werden kann“, predigt Wetter.

„Cool bleiben, Herr Abt“

An den Kardinal hat Abt Johannes gute Erinnerungen: „Er war äußerst liebenswürdig, begrüßte mich lachend mit einem ,Cool bleiben, Herr Abt, sagen die jungen Leute.‘ In einem Vorgespräch ermutigte er mich, keine Angst wegen meiner Jugend zu haben, auch er sei damals ein junger Bischof in Speyer gewesen.“ Nach dem Gottesdienst bekommt Eckert vom vielen Händeschütteln mit dem ungewohnten Abtring eine Blase am Finger. Als Wahlspruch sucht er sich aus der Benediktregel „Diligere ex toto corde“ (lateinisch für „Aus ganzem Herzen lieben“) aus. Lechner führte sein Amt unter dem Motto „mit weitem Herzen“.

Bald schon folgen turbulente Zeiten:  Pater Anselm verlässt das Kloster, es beginnen langjährige und heftige gerichtliche Auseinandersetzungen nach der Insolvenz der Kloster Andechs Gastronomie AG, ein harter Rechtsstreit um die Namens- und Markenrechte des Klosters Andechs entbrennt – Eckert und der Konvent stehen mehr als einmal im Kreuzfeuer. „Doch bei all dem habe ich mich immer gestärkt und getragen gefühlt durch meine Mitbrüder“, blickt Eckert auf die schwierigen Zeiten zurück.

Bekanntheit mit Abt Odilo vergleichbar

„Nebenbei“ wird die Brauerei völlig erneuert, das Klostergebäude komplett saniert, 2005 der Kinder und Familientag in Andechs eingeführt. „Viele engagieren sich bei uns, leben hier ihre Berufung, sei es in der Pfarrei, der Obdachlosenarbeit oder in der Wallfahrt in Andechs“, ist Eckert dankbar.

Die Abtwahl ist auf zwölf Jahre befristet, 2015 wird Eckert, dessen Bekanntheit heute mit der eines Abt Odilo ehedem durchaus vergleichbar ist, von seinen Mitbrüdern für weitere zwölf Jahre bestätigt. Vier Jahre also noch. Und dann? Man müsse abwarten – was die eigene Gesundheit angehe, was die Mitbrüder wollten. Es gelte stets „das Jetzige zu tun in Gelassenheit“, sagt Abt Johannes. Er klingt zuversichtlich.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de