Strahlende Orgelklänge stimmten die Gläubigen in der gut besuchten Basilika von St. Bonifaz in München auf den ökumenischen Segnungsgottesdienst für Paare ein. Tanz und Bewegung hatte sich der ökumenische Arbeitskreis (AK) „Christen in der Maxvorstadt“ als Thema ausgesucht. Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Keßler musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen, also zelebrierte Abt Johannes Eckert OSB den Gottesdienst allein. Doch die AK-Mitglieder sorgten dafür, dass die Segnungsfeier nicht zu einer „One-Man-Show“ wurde, wie Abt Johannes scherzhaft befürchtet hatte. Eigentlich findet der Gottesdienst traditionell um den Valentinstag herum statt, doch coronabedingt wurde er auf den Wonnemonat Mai verschoben.
Mystikerin lädt zum Tanz
In seiner Begrüßung ging Abt Johannes auf die französische Schriftstellerin und katholische Mystikerin Madeleine Delbrél (1904 - 1964) und deren Ringen um den Glauben ein. Im Auszug aus ihrem „Ball des Gehorsams“ ruft Delbrél dazu auf, dem Bedürfnis nach Tanz nachzugehen. Sie schrieb den Text am 14. Juli 1949, dem französischen Nationalfeiertag. Damals wohnte sie in einer sehr belebten Straße, sah die Menschen vorüberziehen und tanzen.
„Wenn wir wirklich Freude an dir hätten, O, Herr,
könnten wir dem Bedürfnis zu tanzen nicht widerstehen
Um gut tanzen zu können
braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein, schwerelos sein.
Und vor allem: man darf sich nicht versteifen,
sondern ganz mit dir eins sein – und lebendig pulsierend
einschwingen in den Takt des Orchesters,
den du auf uns überträgst.“, heißt es in dem Gedicht. Da passte der anschließend vorgetragene Psalm 30 gut, in dem Gott dafür gerühmt wird, den Menschen „aus der Tiefe gezogen“ und „aus der Schar der Todgeweihten zum Leben erweckt“ zu haben.
Gottes Führung durch Höhen und Tiefen des Lebens
In ihrer Predigt, die von Abt Johannes vorgelesen wurde, ging Breit-Keßler auf denselben Psalm ein. Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie einen Absatz hieraus als Trauspruch gewählt: „Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, Du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet“, heißt es in der Übersetzung der Luther-Bibel.
Jeder Mensch bringe neben den „strahlenden Seiten“ auch Verhaltensmuster in die Beziehung ein, „die nicht nur begeisternd sind“. Trotzdem werde in einer Partnerschaft aus der Trauer die Freude, die das Leben zusammenhalte. Sie zitierte Delbrél, die meinte: „Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht.“ Eine Turnübung sei weit entfernt „von der Leichtigkeit des Seins und dem Vertrauen auf Gottes gute Führung durch die Höhen und Tiefen des Lebens“. Solche Turnübungen zerstörten die liebevolle Phantasie und lösten in vielen Menschen Versagensängste aus. Der Tanz hingegen sei „geistreiche, umfassende Kommunikation“. So werbe auch Jesus um Verständnis füreinander. In einer Partnerschaft gehe es darum, einander zuzuhören, seine Bedürfnisse auszusprechen und Missverständnisse zu beseitigen.
Tanz durchs Leben
Die Regionalbischöfin ging auf die lateinamerikanischen Tänze ein, die zwar von Kommunikation geprägt seien, aber nicht das Ziel hätten, „als Paar eins zu werden“, sondern die eigene Kommunikation für die Zuschauer sichtbar zu machen. Bei den Standardtänzen besinne man sich auf sich als Paar. Hier brauche es Nähe, um sich zu verstehen. Auch Gott führe uns, was Breit-Keßler als Verheißung versteht, die uns allen gelte.