Internationaler Tag gegen Hexenwahn

Hilfswerk Missio setzt sich gegen Hexenverfolgung ein

Es klingt nach finsterem Mittelalter, aber auch heute werden laut Missio in gut 40 Ländern der Erde Unschuldige als Hexen verfolgt. Und diese Gewalt im Zeichen des Aberglaubens nimmt scheinbar zu. Das Hilfswerk kämpft gegen diese Verbrechen.

Laut Missio werden heute in über 40 Ländern noch Unschuldige gefoltert, weil sie für Hexen gehalten werden. © pixel-shot.com - stock.adobe.com

Nach Recherchen des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio in Aachen sind Menschenrechtsverletzungen durch Aberglauben und Hexenwahn weltweit verbreitet. „In 44 Ländern der Welt laufen Frauen, Kinder und Männer Gefahr, als vermeintliche Hexen oder Hexer stigmatisiert, gefoltert und getötet zu werden“, erklärt Gregor von Fürstenberg, Vizepräsident von Missio Aachen. Anlässlich des "Internationalen Tags gegen Hexenwahn" am 10. August veröffentlicht Missio eine Weltkarte, auf der alle betroffenen Länder verzeichnet sind. Dazu gehören auch Benin, Ghana, Papua-Neuguinea und die Demokratische Republik Kongo. Bei der Recherche griff Missio Aachen auf zahlreiche Quellen wie etwa Menschenrechtsorganisationen, wissenschaftliche Studien und Augenzeugenberichte zurück. „Wir dürfen unsere Augen nicht vor diesen Diskriminierungen und Gewaltverbrechen verschließen, die in diesen Ländern Tag für Tag verübt werden“, fordert von Fürstenberg.

Auslöser für Hexenverfolgung sind vielfältig

Der Glaube an Hexen spiele eine große Rolle, erklärt Schüller, aber ebenso "soziale Krisen, mangelnde Bildung, Armut, Not und auch Epidemien gelten in vielen Fällen als Auslöser für die Hexenverfolgung."  Motive für die Beschuldigung seien aber auch Habgier und Rache. Der Hexenglaube würde als Vorwand genutzt, um Rivalen loszuwerden oder sich persönlich zu bereichern.

Warum ist der "Internationale Tag gegen Hexenwahn" am 10. August?


Anlass ist das Martyrium einer Frau aus Papua-Neuguinea, die am 10. August 2012 von Bewohnern ihres Dorfes als Hexe beschuldigt und tagelang gefoltert wurde. Sie überlebte die schwere Misshandlung, konnte entkommen und mithilfe der Ordenschwester Lorena in Sicherheit gebracht werden. Der "Internationale Tag gegen Hexenwahn" wurde erstmals im Jahr 2020 begangen.

Stephanie Schüller, Auslandsreferentin bei misso München, war im vergangenen Herbst in Papua-Neuguinea.  Dort hat sie die Schweizer Ordensfrau Lorena Jenal getroffen, die sich seit 40 Jahren gegen den Hexenwahn engagiert. Schwester Lorena hat ein „House of hope“ gegründet, wo teilweise bis zu 13 Frauen untergebracht sind. Drei Frauen seien kurz vor der Ankunft von Schüller an den Folgen ihrer Folterung verstorben: „Es ist auch heute noch ein sehr verbreitetes Phänomen, gegen das angekämpft werden muss.“ Die Beschuldigten würden verbrannt, erschlagen oder gefoltert, berichtet  Schüller. Sie zählten zu den Schwächsten der Gemeinschaft, kommen teilweise mit einer Behinderung auf die Welt und werden für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht.

"Hexenwahn kein Problem von gestern"

Stephanie Schüller wünscht sich Gesetze in allen betroffenen Ländern, die die Hexenverfolgung unter Strafe stellen, und eine Polizei, die die Täter nicht deckt. Weil sich auch die katholische Kirche beim Thema Hexenverfolgung mit Schuld beladen hat, sieht Schüller missio als katholisches Hilfswerk in der Verantwortung: „Wir können durch unsere Arbeit zeigen, dass das Thema Hexenwahn kein Problem von gestern ist, sondern dass das Thema in der Menschenrechtesarbeit und Entwicklungsarbeit stärker beachtet werden muss."

Auf den dramatischen Anstieg und das weltweite Ausmaß dieser Gewaltverbrechen weisen auch Experten wie Werner Tschacher hin. „In den letzten 60 Jahren wurden weltweit mehr Menschen als vermeintliche Hexen und Hexer getötet als in circa 350 Jahren europäischer Hexenjagden zusammen“, erklärt der Historiker, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. (pm/pe)