Lebendige Tradition: Faschingspredigt

Gottes Wort in Reimform

Der Fasching steuert auf seine heiße Phase zu und macht auch vor den Kirchen nicht Halt. Denn in so mancher Pfarrei sitzen die Seelsorger gerade über ihrer Faschingspredigt, die traditionell am Faschingssonntag gehalten wird.

"Humor gehört in die Kirche!", finden die beiden Pfarrer Georg Rieger (l.) und Markus Moderegger © Pfarrverband München-Laim/Katholische Stadtkirche Bad Reichenhall

München/Bad Reichenhall – Jedes Jahr macht sich Pfarrer Markus Modereggen die Mühe, für seine Gottesdienstbesucher eine geschliffene Predigt vorzubereiten. Dazu verlegt er sich sogar auf´s Reimen: er möchte den Menschen etwas für ihren Alltag mitgeben, gerade in der Faschings-Zeit, in der der Humor öffentlich eine große Rolle spielt. Der Pfarrer hält es da mit Ordensgründerin Mary Ward, die gesagt hat: „Humor ist nach der Gnade das Notwendigste!“ Und weil der Humor in der Kirche eher zu kurz kommt, ist sich Pfarrer Moderegger mit seinem Amtsbruder Georg Rieger einig: eine Faschingspredigt gehört zur närrischen Zeit einfach dazu.

Predigt mit roter Nase

Eine großartige Verkleidung ist da nicht unbedingt nötig, meint Rieger, der den Pfarrverband München-Laim leitet. Er setzt sich eine rote Nase auf – das war´s. Seine Predigt für den Faschingssonntag hat er schon fertig. Da geht es heuer um die Kleingewachsenen, die auch immer wieder in der Bibel vorkommen, allen voran der Heilige Paulus:

„Bis heute weiß ein jeder Forscher, kennt jeder Baum ihn, selbst ein morscher,
St. Paulus, der, der so viel reiste,
der von dem Pferde fiel und kreischte,
der nämlich war besonders klein und deshalb schlug man auf ihn ein,
mit Worten zwar und Argumenten,
doch schlussendlich auch mit Händen.“

So weit wie sein Amtsbruder ist Pfarrer Markus Moderegger noch nicht. Er funktioniere wie ein Dampfkessel, erzählt er. Das heißt, seine Predigten entstehen alle unter zeitlichem Druck, deswegen ist die für den diesjährigen Faschingssonntag auch noch nicht fertig.

Pfarrer Moderegger ist „Don Marco“

Der Seelsorger aus Bad Reichenhall hat aber vor einiger Zeit sogar eine eigene Kunstfigur für den Fasching geschaffen: der berühmte Don Camillo sei ein großes Vorbild, erzählt der Seelsorger lächelnd. Deswegen schlüpft er im Fasching in die Rolle des „Don Marco“, ein Spitzname der Gläubigen, mit dem er sich sehr gut anfreunden könne.

Wie der schlitzohrige Pfarrer aus Italien hängt Moderegger auch an Land und Leuten und verarbeitet diese Zuneigung in seinen Faschingspredigten:

„Schwestern und Brüder, lasst mich anfangs erst einmal bemerken,
und ich möcht´ Euch darin schon bestärken,
denkt darüber nach, es gehört wohl zu den schönsten Sachen,
ja, es ist wahrlich ein Gottesgeschenk,
hier in dieser Umgebung täglich aufzuwachen."

Pfarrer halten gerne Faschingspredigten

Die größte Herausforderung, aber auch der größte Ansporn für seine Predigten sind für Pfarrer Moderegger immer die Themen der jeweils an diesem Sonntag vorgesehenen Schriftstellen. Und die Nachfragen schon Wochen vor dem Faschingswochenende, ob es wieder eine gereimte Predigt gebe, lassen vermuten, dass die Zuhörer einverstanden mit dem sind, was ihnen ihr Pfarrer erzählt. Es habe noch niemand protestierend die Kirche verlassen, meint Moderegger. Dass die beiden Seelsorger sich in jedem Jahr wieder hinsetzen und mit mal mehr, mal weniger Mühe eine Predigt für den Faschingssonntag dichten, hat einen einfachen Grund: „Weil es Freude macht!“, sagt Pfarrer Rieger und schmunzelt.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de