Auf Fasching folgt Aschermittwoch

In der Fastenzeit geht das Feiern weiter

Die fünfte Jahreszeit ist auf dem Höhepunkt – und gleichzeitig fast vorbei. Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Für viele Menschen gilt diese als total spaßbefreit, denn jetzt ist Verzichten angesagt. Aber das ist Unsinn, sagt der Schwabinger Pfarrer David Theil.

Pfarrer David Theil mit einer alten Bibel. Im Fasching liest er lieber ein gutes Buch, als zu feiern. © smb/br

David Theil verbringt den Faschingsdienstag lieber still und entspannt, je nach Wetter mit einem Spaziergang oder einem guten Buch. Dabei erinnern sich viele noch gerne daran, wie er früher in seiner Pfarrei im Männerballett aufgetreten ist. Doch das hat er nur gemacht, um den Förderverein für die Kirchenmusik in seiner Pfarrei zu unterstützen. Irgendwann kam raus, dass Fasching eigentlich so gar nicht sein Ding ist. Und seitdem muss er nicht mehr tanzen.

Beim Feiern verdichtet sich alles

Aber er gönnt jedem, der gerne feiert, den Spaß im Fasching. Denn Feiern sei grundsätzlich wichtig für die Menschen: „Weil sich im Feiern etwas verdichtet, was immer gilt, aber in besonderen Zeiten besonders aufscheint. Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen lieben, lieben sie sich eigentlich immer, aber es gibt bestimmte Anlässe, wo sie das besonders feiern.“ Im Fasching verdichte sich das Bedürfnis nach Ausgelassenheit, nach Rollenwechsel, danach mal etwas ganz anderes zu spüren oder etwas ganz anderes von sich zu zeigen, als es im Alltag möglich sei, so der Leiter des Pfarrverbandes Altschwabing.  

Die Feier der 40 Tage

Die Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, empfindet er aber nicht als Strafe dafür, dass man vorher über die Stränge geschlagen hat. Im Gegenteil: Das Feiern geht nämlich weiter, beziehungsweise beginnt es für ihn jetzt erst richtig. Der Begriff „Fastenzeit“ sei nämlich eine absolute Verkürzung. Offiziell heiße diese Zeit „Feier der 40 Tage“. Und das bedeute, sich Zeit zu nehmen, nachzuspüren und zu überlegen: was brauche ich in meinem Leben, damit ich besser lebe.

Mehr als nur Verzicht

Verzicht ist dabei nur ein Aspekt, stellt er klar: „Als ob die ideale Vorbereitung auf Ostern der Verzicht sei. Das ist doch Unsinn. Es geht nicht um den Verzicht um des Verzichtes Willen, sondern es geht um eine Konzentration. Das kann heißen, dass ich merke, ich esse zu viel, ich trinke zu viel und deshalb tut´s mir in dieser Zeit gut, mich bewusster zu ernähren. Aber ich kann mir auch vornehmen, in dieser Zeit mehr für mich selbst zu tun und bewusst auch mal ins Theater oder in ein Konzert zu gehen.“

Sonntage sind Feiertage

Pfarrer Theil macht noch auf eine Besonderheit der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern aufmerksam. Das sind nämlich in Wahrheit 46 Tage. Da hat sich aber keiner verrechnet. Die Sonntage sind nämlich von jedem Fastengebot ausgenommen, und zwar von Samstag, 15 Uhr mit dem Glockenläuten, bis Montag Sonnenaufgang. „Im Zentrum steht am Sonntag die Feier des Lebens, Todes und Auferstehung Christi. Und deshalb ist es am Sonntag geradezu verboten, sich irgendwas zu verkneifen.“

Also: keine Angst vor der Fastenzeit, sondern die Zeit genießen und zu sich selbst finden. So sieht die gute Vorbereitung auf Ostern aus.

Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de