Marktl am Inn blickt auf „Jahrhundertfigur“

Gläubige beten für Benedikt XVI. in seiner bayerischen Geburtsstadt

Seit dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus für seinen Vorgänger strömen Menschen aus verschiedenen Ländern in seinen Geburtsort Marktl am Inn.

Kirche St. Oswald - Taufkirche Papst Benedikts XVI. in Marktl am Inn © IMAGO / Sven Simon

Marktl am Inn – Gerade in Marktl am Inn, wo der emeritierte Heilige Vater 1927 als Joseph Ratzinger zur Welt kam, sind die Menschen von den aktuellen Nachrichten betroffen. Pfarrer Dr. Franz Haringer leitet vor Ort das Geburtshaus von Benedikt XVI. Ihm fällt auf, dass Gläubige aus verschiedenen Ländern bewusst nach Marktl am Inn kommen und die Pfarrkirche besuchen, um zu beten und Kerzen am Taufstein von Benedikt anzuzünden.  Zwar lebte Joseph Ratzinger nur in seinen ersten beiden Lebensjahren im Bistum Passau und hat nur geringfügig Erinnerungen an diese Zeit, aber er habe sich immer als Bayer verstanden, so Haringer. Im Mai waren noch Einwohner von Marktl am Inn bei ihm zu Besuch gewesen. 

„Unser bayerischer Papst“

Benedikts schlechter Gesundheitszustand ist für Haringer eine „besorgniserregende Nachricht“. „Natürlich denken wir in diesen Stunden und Tagen besonders an ihn und wünschen ihm viel Kraft“, sagte er gegenüber der Pressestelle des Bistums Passau. Für ihn ist Ratzinger eine „Jahrhundertfigur, die jetzt fast ein Jahrhundert alt ist und über viele Jahrzehnte das Leben der Kirche in Deutschland, in Rom und weltweit geprägt hat.“ Nicht umsonst gelte er als „unser deutscher, unser bayerischer Papst“. Die Erinnerung an sein Wirken als Papst werde nun noch einmal lebendig.

Geburtshaus soll kein Museum sein

Das Geburtshaus in Marktl am Inn soll kein Museum sein, sondern ein Haus der Begegnung des Glaubens. So hatte es Papst Benedikt sich gewünscht. Dem versuchen Haringer und seine Mitarbeiter Rechnung zu tragen: „Wir wollen keinen einzelnen Menschen auf den Sockel heben, sondern einen Lebensweg darstellen, der in der Heimat, in der Familie verwurzelt ist.“ Die Besucher sollen sich die Fragen stellen: „Wo bin ich daheim? Wo komme ich her? Was heißt das heute, gläubig getauft zu sein?“ Fragen, denen sich Papst Benedikt XVI. sein Leben lang widmete.

Am Freitag plant der Vatikan in der römischen Lateranbasilika einen Gottesdienst für den schwerkranken Benedikt XVI. Der Gesundheitszustand des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. sei "ernst, aber stabil".  Am Mittwoch hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, für seinen Vorgänger zu beten.  (SMB)