Integration auf dem Arbeitsmarkt

Erste ukrainische Geflüchtete zu Kita-Assistenzkräften ausgebildet

Mitarbeiter in Kitas sind Mangelware. Die Caritas setzt auf ukrainische Geflüchtete als zukünftige Kita-Assistenten. Die ersten Auszubildenden haben jetzt ihre Prüfung bestanden.

Natalia Horbunova hält stolz ihr Zertifikat in den Händen. © SMB

Im Korbinians-Saal der Münchner Caritas steht ein großes Buffet bereit, Glühweinduft zieht durch den Raum, alles ist festlich dekoriert. Die Absolventinnen haben Kuchen aus der Heimat gebacken und beginnen zu singen, ebenfalls ein Lied aus der Heimat, wie Absolventin Natalia Horbunova erzählt. Ursprünglich war es ein Volkslied. Im Zuge des Kriegs wurde es zu einer Hymne des Optimismus und gab den Ukrainern Kraft: „Für uns bedeutet das, dass wir bereit sind nicht aufzugeben.“

Ausbildung eröffnet neue Perspektiven

Gekämpft haben das letzte Jahr rund 19 Ukrainerinnen, um an diesem Tag ihr Zertifikat in den Händen zu halten. Damit können sie als Assistenzkraft in Kindertagesstätten arbeiten und sich durch Weiterqualifizierungen bis hin zur Erzieherin ausbilden lassen. Für Natalia Horbunova und ihre Kolleginnen bedeutet das eine Perspektive. Für sie ist es auch ein Zeichen der Integration. „Wir haben in unserer Heimat alles verlassen, haben unsere Familien aufgegeben und unsere Arbeitsplätze verloren. Jetzt sehen wir hier eine deutliche Perspektive diese Qualifizierung ist mein Weg in der Pädagogik weiterzumachen“, erklärt Natalie Horbunova. Die Zeugnisse und Abschlüsse, die Horbunova in ihrer Heimat gemacht hatte, wurden hier nicht anerkannt. Natalia möchte weiter machen und in Zukunft eine Kindertagesstätte leiten.

Die Ausbildung orientiert sich an den Richtlinien des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales sowie dem Institut für Frühpädagogik in München. In den letzten eineinhalb Jahren haben die Frauen in Blockseminaren beispielsweise gelernt, wie eine Interaktion und Beziehung zu Kindern zu gestalten ist und wie die rechtlichen Grundlagen in dem Bereich sind. Zu der Ausbildung gehörte auch ein Orientierungspraktikum.

Interesse am Anfang war groß

Dass es nach einem Jahr mit dem Abschluss geklappt hat, haben die Absolventinnen einem Gespräch zwischen Tür und Angel zu verdanken. Die Idee hatte im Juli 2022 unter anderem die Geschäftsführerin der Caritas, Christine Höppner. Rückblickend sagt sie: „Ich habe mich immer gefragt, wie können wir eine Perspektive schaffen. Viele haben bereits eine Ausbildung im pädagogischen oder psychologischen Bereich und haben einfach nur rumgesessen. Da war und das war die Überlegung zu sagen, wie können wir versuchen, eine Grundqualifizierung für die Geflüchteten zu ermöglichen?“ Das Projekt sei eine Herzensangelegenheit und auch der Wunsch, etwas zu tun und damit wirkungsvoll zu sein.

Nachdem das Konzept entwickelt und Partner gefunden waren, fand am 20. September 2022 die erste Infoveranstaltung statt. Das Interesse war riesig und über 50 ukrainische Damen waren gekommen. Da es mehr Interessierte als zu vergebene Plätze gab, kam es zu einem Auswahlverfahren. Die Bewerberinnen mussten ein Motivationsschreiben verfassen.

Sprachzertifikat ist zu anspruchsvoll

Auch wenn Christine Höppner froh über die Umsetzung des Projektes ist, möchte sie in Zukunft die bestehenden Hürden verringern. Eine davon ist das B1 Zertifikat. Nur wer dieses Sprachzertifikat nachweisen kann, darf am Ende die benötigte Prüfung absolvieren. Aus Höppners Sicht eine zu große Anforderung. Sie setzt sich dafür ein, den Ukrainerinnen die Prüfung auch ohne den Sprachnachweis zu ermöglichen, da für sie die Anforderungen zu hoch sind: „Ich bin für ein duales Arbeiten. Denn da, wo die Frauen schon in der Arbeit sind, lernen sie auch die Sprache. Am Anfang nur zu Hause zu sitzen und sich nicht weiterentwickeln zu können, blockiert. Auch für ukrainische Kinder könnte aus ihrer Sicht ein früher Einstieg der Assistenzkräfte eine Unterstützung sein.

Einig sind sich an diesem Tag alle: Die Leistung der Absolventinnen kann man nicht hoch genug schätzen. Auch Caritas-Vorständin Agnes Stark-Angermeier findet die Leistung beeindruckend: „Ich freue mich, dass wir hier den Ukrainerinnen das Zertifikat überreichen konnten und ihnen einen Einstieg schaffen konnten. Das ist für mich eine große Freude, denn so geben wir den Ukrainerinnen eine neue Perspektive nicht nur in unserem Land, sondern auch in ihrer Heimat.“ Jetzt hoffen alle auf eine schnelle Festanstellung.

 

Volontärin
Pauline Erdmann
Münchner Kirchenzeitung
p.erdmann@michaelsbund.de