Ökumene in Zeiten von Corona

Eine halbe Million Menschen in Deutschland beteten gemeinsam

Zahlreiche Politiker und Prominente hatten zu der Aktion des umstrittenen Gebetshauses Augsburg aufgerufen. Kritik blieb nicht aus.

Trotz des Erfolgs ist offen, ob die Aktion wiederholt wird. © doidam10 - stock.adobe.com

Augsburg – An der ökumenischen Aktion "Deutschland betet gemeinsam" haben sich laut Organisatoren mehr als 500.000 Menschen beteiligt. "Ich staune und bin extrem dankbar", teilte der katholische Theologe Johannes Hartl am Donnerstag in Augsburg mit.

Der Chef des Augsburger Gebetshauses leitete am Mittwochabend das Gebet in der Corona-Krise. Tenor sei gewesen, "Licht ins Dunkel zu bringen, Verbundenheit statt Isolation, Hoffnung statt Angst", hieß es vom Gebetshaus weiter. "Auch die Einheit der Christen, die aus unterschiedlichsten Konfessionen zusammenkamen, wurde immer wieder betont." Ob die Aktion wiederholt werde, sei offen, aber denkbar.

Kritik von vielen Seiten

Als Schirmherr der Aktion sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) laut Mitteilung in einer Grußbotschaft: "Der Glaube erfüllt das Herz mit Optimismus und zeigt, dass es mehr gibt als die jetzige Situation." Der Passauer Bischof Stefan Oster wurde als Unterstützer der Initiative so zitiert: Er bete, dass die Krise bewirke, "dass wir tiefer werden, vom Heiligen Geist berührt werden und dann neu in Gemeinschaft unseren Glauben feiern und Zeugnis von Jesus geben können".

Im Vorfeld hatte es im Netz viel Zustimmung, aber auch Kritik an der Aktion gegeben. Das Online-Magazin "Die Eule" schrieb: Wenn Politiker und Gemeindeleiter "in schwarz-rot-goldener Ästhetik die ganze Nation zum Gebet aufrufen, wird man fragen müssen, wer eigentlich einlädt und welcher Ideologie sich das Ansinnen verdankt". Zudem gleichen Teile des Gebets einem Schuldbekenntnis, als sei Corona Folge von Sünde. Johannes Hartl wies den Artikel als "unzutreffend" zurück.

Drei bayerische Bischöfe als Unterstützer

Ferner distanzierten sich kurzfristig jüdische Religionsvertreter von der Aktion. Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle an der Saale, Max Privorozki, ließen ohne Begründung ihre Namen von der Unterstützerliste nehmen.

Das Gebet sollte den Veranstaltern zufolge eine Hilfe sein "für Kranke und Gesunde, für alle, die jetzt wichtige Dienste leisten".

Der Termin zum jüdischen Pessachfest sei "auch ein deutliches Signal gegen Antisemitismus in unserem Land". Unterstützt wurde die Aktion unter anderen von den katholischen Bischöfen Michael Gerber (Fulda), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau) und ihrem ernannten Augsburger Amtsbruder Bertram Meier. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie