München – Der Geruch von Desinfektionsmittel liegt in der Luft. In einem fensterlosen Badezimmer, dessen weiße Fliesen mit Window-Color-Bildern von Fröschen, Seesternen und Robben verziert sind, liegen bunte Clownsnasen, Tüten mit Luftballons, Handpuppen, Ringelsocken und vieles mehr. Es sieht fast so aus, als sei hier ein Kostümfundus explodiert. Das ganze Equipment gehört Markus Schmidt-Dugas und Georg Schulze, die in die Rollen der Klinikclowns Dr. Tröööt und Dr. Batscho schlüpfen. Jeden Donnerstag sind sie auf verschiedenen Stationen des Münchner Klinikums Dritter Orden im Einsatz. Mit ihrer Arbeit wollen sie die Patienten von ihren Schmerzen und Ängsten oder zumindest vom Klinikalltag ablenken.
Mit etwas weißer Theaterschminke um die Augen und roter auf den Backen ist die Verkleidung auch schon fertig. Nun ja, nicht ganz. „Die rote Nase ist ganz wichtig. Sobald ich die aufsetze, bin ich in der Rolle des Clowns“, erklärt Georg. Er stimmt seine Ukulele: „Die ist einfach zu spielen, das ist das tolle an dem Instrument. Außerdem lasse ich auch mal die Kinder ein bisschen darauf zupfen, wenn sie Lust haben.“ Am Ende ziehen die beiden noch ihre Arztkittel an, auf denen neben aufgenähten karierten Flicken auch das Klinikclowns-Logo aufgedruckt ist.
"Operationen" mit Luftballons
„Wir sind hier in einer Klinik und darum verkleiden wir uns auch als Ärzte. Damit wollen wir den Klinikalltag ein bisschen auf die Schippe nehmen. Wir führen auch ,Operationen‘ an den Patienten durch – nur entfernen wir keine Blinddärme, sondern zaubern Luftballons hervor.“ Nach einem kurzen Aufwärmen – die beiden klatschen in steigendem Tempo in die Hände, klatschen sich gegenseitig ab und klopfen auf ihre Oberschenkel, bis einem beim Zuschauen schwindlig wird – kann es dann auch schon losgehen.
Tröööt und Batscho werfen einen kurzen Blick auf die Patientenliste, die sie von Krankenschwester Verena vor dem Schminken und Verkleiden bekommen haben. Marco heißt heute der erste auf Station 33, mit dem die beiden rumspaßen wollen. „Hallo Marco! Dürfen wir reinkommen?“, ruft Tröööt in das Zimmer, in dem der Vierjährige mit seinen Eltern am Fenster sitzt und die Räumfahrzeuge draußen im Schnee beobachtet. Er schüttelt den Kopf. „Dürfen wir draußen bleiben?“, fragt Batscho weiter – und wieder ernten die beiden Clowns ein Kopfschütteln. Auch auf die Fragen danach gibt es keine positive Antwort von Marco, und so ziehen die Klinikclowns weiter zum nächsten Patientenzimmer.
"Jeder hat das Recht, auch mal Nein zu sagen"
Das war also eine echte Niederlage, könnte man meinen; Dr. Tröööt sieht das aber anders: „Nicht jeder muss in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn wir kommen. Das Kind hat mit uns kommuniziert und das ist, worauf es ankommt. Und jeder hat das Recht, auch mal Nein zu sagen.“ So habe auch Marco eine kurze Ablenkung gehabt.