Flüchtlingskinder in der Schule

Die erste Woche ist geschafft...

Für Lehrer wie auch Schüler ist eine spannennde Woche vorbei - die erste Schulwoche. Auch viele Flüchtlingskinder haben das erste Mal in Deutschland, oder vielleicht sogar das erste Mal überhaupt die Schulbank gedrückt. Eine Herausforderung....

Flüchtlingskinder in deutschen Schulen - für die Lehrer eine Herausforderung (Bild: imago) © imago

München – Die erste Schulwoche ist zu Ende. Rechnet man Grund-, Mittel-, Realschüler und Gymnasiasten zusammen, drücken heuer 101 200 Kinder allein in München die Schulbank. Wie viele Flüchtlingskinder darunter sind, kann das staatliche Schulamt nicht konkret sagen: „Wir unterscheiden nicht zwischen Flüchtlingskindern und Kindern mit Migrationshintergrund“, sagt Alexandra Brumann vom Schulamt.

Der Lehrerverband BLLV hat die Eltern in Bayern zur Solidarität mit den Flüchtlingen aufgerufen. "Wir sind eine Gemeinschaft in Bayern, die solche Themen bewältigen kann", sagte die Verbandspräsidentin Simone Fleischmann. Auch die Lehrer bräuchten jetzt Mut und Kraft, "aber sie sollten auch laut schreien, wenn es nicht mehr geht". Viele Schulen seien nur unzureichend auf die große Zahl von Flüchtlingskindern vorbereitet, sagte Fleischmann. Es gebe zu wenig Dolmetscher, Pädagogen, Psychologen und unterstützendes Personal. Viele Turnhallen seien mit Asylsuchenden belegt, so dass dort kein Sportunterricht möglich sei.

Eine große Frage ist die, in welchen Klassen die Flüchtlingskinder unterrichtet werden sollen. Kinder, die nicht aus Deutschland stammen und kein Deutsch beherrschen, benötigen in der Schule eine besondere Förderung. Deshalb wurden an vielen Schulen sogenannte Übergangsklassen - kurz: Ü-Klassen - eingerichtet. So gibt es beispielsweise in München derzeit 98 Ü- Klassen und im Landkreis Fürstenfeldbruck elf Ü-Klassen. Jedoch werden auch diese noch lange nicht ausreichend. Der Caritas Migartionsbeauftragte Willi Dräxler, der auch Fürstenfeldbrucker Stadtrat ist, gibt zu bedenken, dass in der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände des Fliegerhorsts viele Familien mit schulpflichtigen Kindern leben. Zwar sei es vorgesehen, dass diese nicht länger als drei Monate in der Erstaufnahmeeinrichtung bleiben, aber die Realität sähe da oft anders aus. Die Flüchtlingskinder hätten, wie jedes deutsche Kind, ein Recht auf Bildung und Schulbesuch – wenn aber alle Schulen überfüllt seien, gestalte sich das schwierig, so Dräxler.

Die Herausforderung für Lehrer, aber auch für pädagogisches Fachpersonal in Krippen und Kindergärten sind aber nicht nur die fehlenden Deutschkenntnisse, sondern auch die psychischen Probleme der Flüchtlingskinder. Eine Studie der Technischen Universität München ergab, dass rund ein Viertel der Flüchtlingskinder an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leide. Dies zeige sich mit Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Wutausbrüchen oder Konzentrationsschwierigkeiten. Lehrer und pädagogisches Personal muss also beim Umgang mit Flüchtlingskindern Unterstützung bekommen.

Was man für Flüchtlingskinder auf privater Ebene tun kann, zeigt eine Privatinitiative in Holzkirchen. Das dortige Gymnasium stellt bereits seit Februar Raum zur Verfügung in dem 23 junge Flüchtlinge Unterricht bekommen. Der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V“ gibt dort Deutschunterricht und hat es geschafft und bereits viele dieser Schüler haben den Deutschtest bestanden und können in den kommenden beiden Jahren einen Hauptschulabschuss machen. Die private Initiative wird durch Spenden finanziert (sts)