Rorate-Gottesdienste

Den Advent erspüren

"Engelamt" werden Advents-Gottesdienste bei Kerzenschein volkstümlich genannt. Woher dieser Name kommt, erklärt Pastoralreferentin Susanne Deininger.

„Rorate coeli de super …“, „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!“ Dieser Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 45) ist der traditionelle Eingangskehrvers zum 4. Adventssonntag und wurde auch bei der adventlichen Marienmesse gesungen, die wir heute als „Rorate“ kennen. Er gab diesem Gottesdienst seinen Namen. Die Gemeinde versammelte sich im Advent zu den frühen Morgenstunden oder auch am Abend bei Kerzenschein (daher in Franken auch „Lichtleskerch“ genannt), um das Evangelium der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria zu hören. Von dieser Bibelstelle kommt auch der bei uns übliche volkstümliche Name „Engelamt“.

Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil feierte man diese Marienmesse immer samstags, an vielen Orten auch täglich. Mit der Einführung einer Leseordnung für sämtliche Gottesdienste des Kirchenjahres veränderte sich dann der Inhalt der Rorate-Gottesdienste. Heute liegt der Schwerpunkt nicht mehr allein auf der Verkündigungsgeschichte, sondern mehr auf dem, was Inhalt des Jesaja-Verses ist: die Erwartung der Ankunft des Retters, das sehnsüchtige Sich-Ausstrecken zu dem, der kommen soll, aus den Nöten und Dunkelheiten unserer Welt heraus.

Im Dunkeln zur Kirche zu gehen

Dass man zum Besuch eines Rorate-Gottesdienstes meist den normalen Tagesablauf durchbrechen muss, um früh, im Dunkeln und in der Kälte in die Kirche zu gehen, ist dabei der Botschaft durchaus dienlich: Es bedeutet ein bewusstes Heraustreten aus unserer Bequemlichkeit, aus dem Stress des Advents und ein Hineinspüren in den großen Advent der Menschheit, der weit über unsere Adventsaktivitäten hinausgeht. Für viele Gläubige ist der Rorate-Gottesdienst die Feier, in der man den eigentlichen Inhalt des Advents am besten erspüren kann: Stimmungsvoll kommt die Licht-Dunkel-Symbolik zum Tragen in einer Zeit, in der bereits überall helle Weihnachtsbeleuchtung vorweggenommen ist. (Susanne Deininger)

In der Münchner Bürgersaalkirche finden die Rorate-Gottesdienste im Advent jeweils Mittwochs um 7.30 Uhr statt. Zutritt nur mit FFP2-Maske.