Von Frankfurt nach München

Bruder Paulus Terwitte: Ordensmann, Medienprofi, Netzwerker

Mit Bruder Paulus Terwitte ist einer der bekanntesten deutschen Kapuziner nach München gezogen. Der bestens vernetzte Mönch sprüht vor Ideen und will den Menschen von der Erlöstheit der Welt durch Jesus Christus erzählen.

Bruder Paulus Terwitte im Gärtlein des Münchner Kapuzinerklosters St. Anton in der Isarvorstadt © SMB/Ertl

Er stehe „momentan vor vielen verschiedenen Türen, durch die ich hineingehe und viele verschiedene neue Menschen kennenlerne“, umschreibt Bruder Paulus Terwitte seine derzeitige Lebenssituation. Vor wenigen Wochen erst ist der 64-jährige Kapuziner aus Frankfurt nach München ins Kloster St. Anton in der Isarvorstadt gewechselt. Mit ihm leben hier noch sieben weitere Brüder, er wird als Guardian (Hausoberer) die Gemeinschaft leiten. Dazu soll er sich ums Fundraising für den Orden kümmern, will Ansprechpartner sein „für alle Wohltäter der Kapuziner in ganz Deutschland, die unser Leben und Wirken unterstützen“, so der eloquente Ordenspriester.

Dafür muss man gut vernetzt sein. Und wenn das einer ist, dann Bruder Paulus. Er dürfte wohl einer der bekanntesten Kapuziner im deutschsprachigen Raum sein. Fernsehmoderator, Buchautor, Kolumnist, Mitgestalter von Fernsehgottesdiensten und Spender des „Tagessegens“, dem täglichen zweiminütigen Format auf der Online-Plattform katholisch.de – das ist nur eine kleine Auswahl seiner Medienaktivitäten.

Netzwerk ausbauen

Zum 1. Juli hat er seine seit zehn Jahren bestehende ehrenamtliche Geschäftsführung der Franziskustreff-Stiftung abgegeben. Der durch Spenden finanzierte Franziskustreff am Kapuzinerkloster Liebfrauen bietet seit mehr als 30 Jahren in der Frankfurter Innenstadt eine Obdachlosenspeisung und mittlerweile auch eine Sozialberatung an. Bis März 2025 will Bruder Paulus noch als Vorsitzender des Vorstands der Stiftung mitverantwortlich für deren Gesamtwohl sein.

In München wird Bruder Paulus natürlich weiter fleißig netzwerken. Und dabei immer neugierig sein, hinschauen, suchen, zuhören, Fragen stellen, auch mal anecken – der Mann sprüht vor Ideen, es treibt ihn um: Wie sich als Kloster und Ordensgemeinschaft heute in einer Großstadt wie München positionieren? Welche Herausforderung und gleichzeitig Chance bedeutet es, heute katholisch zu sein?

Die Menschen, und da macht er keinen Unterschied zwischen Managern, Politikern oder Obdachlosen, sind alle auf der Suche nach Sinn in ihrem Leben, so sein Credo. Die einen suchten ihn im Mammon, die anderen in der Tradition, wieder andere in der Zukunft oder in der Wissenschaft. Sie alle will er überraschen, ihnen etwas von Gottes Wirken, von der Erlöstheit der Welt durch Jesus Christus vermitteln – gerade auch als Sohn des heiligen Franziskus, der ja oftmals mehr als unorthodox handelte und so die Menschen bis heute begeistert. Warum also nicht mal einfach einen Tisch und Stuhl vors Kloster stellen, sich hinsetzen und warten, was geschieht? Bruder Paulus freut sich über jedes erstaunte „Ach, ach wirklich?“, das er seinen Mitmenschen entlocken kann. „Ich überlasse es dem Heiligen Geist und seiner Fügung, was er durch mich bewirken will. Ich versuche, so gut es geht, Gutes zu tun.“

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de