Trotz Corona

Bischöfe rufen zu bewusster Feier der Karwoche auf

Keine Fußwaschung am Gründonnerstag, keine Anbetung am Heiligen Grab - die Karwoche während Corona wird anders als gewohnt. Trotzdem soll sie bewusst begangen werden.

Die Kar- und Ostertage sollen heuer zu Hause ganz bewusst gestaltet werden. © imago images / Westend61

München – Bayerns katholische Bischöfe haben zu Palmsonntag an die Bedeutung der Oster-Botschaft in Zeiten der Corona-Pandemie erinnert. "Ostern bleibt Ostern! Auch wenn die Umstände in diesem Jahr sehr schwierig sind: Es geht nicht um das Datum, es geht um die Wirklichkeit. An Ostern bekennen wir: Jesus ist auferstanden!", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx in einer Videobotschaft am Wochenende. Die Bischöfe von Würzburg und Regensburg, Franz Jung und Rudolf Voderholzer, würdigten das Engagement der Ärzte und Pflegekräfte in der Krise.

Sie brächten sich in Gefahr, "nicht aus Unachtsamkeit oder Mutwillen, sondern weil Hilfe nur in der direkten mitmenschlichen Begegnung möglich ist", betonte Jung. Auch Voderholzer erinnerte an das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus. "Seien Sie gewiss, dass Ihr Dienst auch ein Dienst an Christus, dem König der Könige ist, der sich gerade auch mit den Kranken identifiziert."

Aus Rücksicht und Liebe zum Nächsten

Sowohl Voderholzer als auch der ernannte Bischof von Augsburg, Bertram Meier, unterstrichen die besonderen Umstände der Gottesdienste an den Kar- und Ostertagen ohne Öffentlichkeit. "Mit Tränen in den Augen müssen wir lernen und akzeptieren, dass es unter den gegebenen Bedingungen ein Akt der Nächstenliebe ist, sich nicht zu begegnen", so der Regensburger Bischof. Die Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, am Ostersonntag mittags um 12 Uhr alle Glocken gemeinsam eine Viertelstunde läuten zu lassen, um die Osterbotschaft zu verkünden, sei da ein "großartiges ökumenisches Zeichen".

Meier verwies darauf, dass dieses Jahr zwar die Prozession zu Palmsonntag ausfallen müsse. Das Kreuz bleibe aber, als Wegweiser durch die Heilige Woche. Es sei am Palmsonntag geschmückt zum Zeichen, dass am Kreuz nicht so sehr der Tod als vielmehr das Leben hänge. Würzburgs Bischof betonte, dass Christen sich nicht über die derzeitigen Regelungen angesichts der Corona-Krise hinwegsetzen sollten. Wörtlich sagte er: "Denn gesegnet sind, die im Namen des Herrn kommen, wenn sie sich nicht eigenmächtig über die derzeitigen Einschränkungen hinwegsetzen, sondern aus Rücksicht und Liebe zu ihren Nächsten gut mit dieser Ausnahmesituation umgehen."

Karwoche geistlich begehen

Marx rief dazu auf, die oft live übertragenen Gottesdienste der Kar- und Ostertage bewusst mitzufeiern. "So können wir ein Zeichen setzen, dass wir gemeinsam glauben und gemeinsam die österliche Hoffnung in diese Welt hineintragen wollen." Es gelte, die Karwoche geistlich zu begehen und sich darauf vorzubereiten, "dann, wenn wir wieder zurückkommen in unsere Pfarreien, ein österliches Fest des Glaubens und der Auferstehung zu feiern".

Passaus Bischof Stefan Oster ermunterte die Gläubigen, in den kommenden Tagen die Passion Christi zu lesen, die tödlicher Ernst, aber auch der Weg ins Neue und ins Leben sei. Nur mit ihm könnten die Menschen den "Hang zum Egoismus, unseren Neid, unser Getratsche, unsere Ängste, unsere schlechten Angewohnheiten, unsere Süchte, unsere psychischen Abhängigkeiten, unsere Bitterkeit, unsere Untreue und mehr - was eben alles auch in uns ist" losbekommen. Jesus allein sei der Weg in die Freiheit, in die Wahrhaftigkeit und in die Fähigkeit zu lieben. (kna)

Täglich wird ein Gottesdienst aus der Sakramentskapelle des Münchner Liebfrauendoms live im Internet und im Radio übertragen, jeweils sonntags um 10 Uhr sowie montags bis samstags um 17.30 Uhr. Die Live-Übertragung kann auf der Homepage des Erzbistums München und Freising abgerufen werden. Eine reine Tonübertragung ist zudem im Münchner Kirchenradio oder über das Digitalradio DAB+  zu hören. Alle Gottesdienste finden Sie auch auf dem mk-online Youtube Kanal

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