Predigten in der Osternacht

Bayerns Bischöfe: Ostern gerade in Zeiten des Kriegs feiern

Der Krieg in der Ukraine hat größtenteils die Osterpredigten der bayerischen Bischöfe bestimmt. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hält die Verkündigung der Osterbotschaft für nötiger als zuvor.

Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Osterpredigt im Münchner Liebfrauendom den Ukraine-Krieg thematisiert. © Kiderle

Der Krieg in der Ukraine hat größtenteils die Osterpredigten der bayerischen Bischöfe bestimmt. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, er sehe die Gefahr, in "alte Feindbilder" zurückzufallen. Damit würde einer "Logik des Kriegs" gefolgt, wodurch "menschliche Herzen, Köpfe und Seelen über Generationen durch Hass vergiftet" würden. Natürlich hätten die Menschen das Recht, ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen, der vielen Unschuldigen zu verteidigen und zu schützen. Doch bleibe zu fragen, wie es weitergehen solle.

"Wo sind die Zeichen der Hoffnung? Wo erfahren wir die Zeitenwende, die uns einen Blick öffnet für das Leben, das stärker ist als der Tod", so Marx. Auch wenn es derzeit schwerfalle, die Osterbotschaft zu verkünden, sei dies "doch nötiger als je zuvor". Als das "Fest der Auferstehung, das Fest des Aufstands Gottes gegen alle Mächte des Todes und der Gewalt, das Fest der Überwindung der Gewalt" stelle Ostern die "wahre, wirkliche Zeitenwende" dar.

Der Tod hat nicht das letzte Wort

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erinnerte, Leid und Tod hätten nicht das letzte Wort. Das Feiern von Ostern sei "nicht nur das Genießen von ein paar schönen Stunden, in denen man das Leid einfach mal vergessen kann", sondern viel mehr. Es gehe um die Erneuerung der Seele: "Die gebeugt ist, erschöpft ist, fast taub geworden ist über all den Nachrichten von Hass, von Gewalt, von Leid und von Tod in diesen Zeiten." Die verzweifelten Menschen in der Ukraine gelte es an diesem Osterfest in "unsere Mitte" zu nehmen, genauso wie die russischen Soldatenmütter, "deren Söhne als Soldaten einer Angriffsarmee gefallen sind, die aber genauso um sie trauern".

Schick appelliert an russisch-orthodoxe Kirche

In Bamberg rief Erzbischof Ludwig Schick die Menschen auf, für Sanktionen gegen Russland Einschränkungen zu akzeptieren. Als Beispiele nannte er Abstriche bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern sowie steigende Energiepreise. Außerdem müsse die Selbstverteidigung der Ukraine unterstützt werden. "Der Frieden müsse herbeigebetet und herbeigesehnt werden." An die russisch-orthodoxe Kirche appellierte Schick, mit der Verkündung von Christi Friedensgruß dazu beizutragen, dass die russische Aggression gegen die Glaubensgeschwister in der Ukraine beendet werde. Christen müssten Friedensstifter und Friedensbringer sein.

Augsburgs Bischof Bertram Meier wagte die Prognose: "Um des Lebens willen werden wir wohl den Gürtel enger schnallen müssen, wir werden ärmer. Wir müssen die Schöpfung schützen." Die Krisen von heute ließen sich nicht mit alten Schablonen lösen. Der Bischof erinnerte daran, dass derzeit von einer Transformationen im Lebensstil gesprochen werde. "Ich plädiere für eine 'Osterwende'. Bevor wir die Energiewende umsetzen, eine Verkehrswende und anderes mehr, brauchen wir eine Wende im Herzen." Auch die Kirche müsse sich verändern.

Oster: Die Hoffnung lebt

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke forderte die Christen auf, die österliche Botschaft auch zu den Menschen in die Ukraine und nach Russland zu tragen. Das könne durch Gebete für die Bedrängten und konkrete Solidarität für die Menschen in Not erfolgen. Es brauche auch heute "österliche Zeugen", die Licht in die Welt brächten. Der Würzburger Bischof Franz Jung appellierte an die Menschen, Wunden und Verwundungen als Teil der Lebensgeschichte anzunehmen. "Diese Verwundbarkeit macht den Kern unserer Menschlichkeit aus." Dadurch "werden wir zu mitfühlenden Menschen", so der Bischof.

Der Passauer Bischof Stefan Oster griff das Bild der "Neugeburt" auf. Die Jünger Jesu hätten diese durch die Erfahrung erlebt, dass der Auferstandene wirklich lebe. Von jetzt an sei alles anders. Deshalb sage Ostern den Menschen gleichfalls heute: "Mitten in einer Welt, die von Krieg und Krisen bedroht ist - und in der auch so viele von uns persönliche Leiderfahrungen machen müssen, mitten darin gibt es die Möglichkeit eines Vertrauens, das tiefer ist und stärker als alles andere. Die Hoffnung lebt, die Liebe lebt - der Himmel ist offen und sein Licht strahlt auch in mein Leben hinein." (kna)