München – Es gibt Menschen, die der festen Überzeugung sind, das Jenseits gesehen zu haben, als sie aus einer lebensbedrohlichen Situation wieder ins Leben zurückfanden. Nahtoderfahrungen (NTE) sind so alt wie die Menschheit. Man findet Zeugnisse davon in jeder Epoche, Kultur oder Region. Trotzdem ist der Umgang damit schwierig. Betroffene fühlen sich oft unverstanden und für verrückt erklärt. Zwei Frauen aus Bayern schildern ihre Erlebnisse, wieso sie Jahrzehnte nicht darüber sprachen, und warum sie die Angst vor dem Tod verloren haben.
Das Licht ohne Schatten
Es ist das Gefühl von Geborgenheit und allumfassender Liebe, das die meisten Betroffenen ihrer eigenen Aussage nach erfahren. Jana Hermann hat das erlebt, auch wenn der Umstand tragisch war. „Ich war schwanger und das Kind kam zu früh“, erzählt die Künstlerin in ihrem Atelier in Ingolstadt, „bei der Geburt verlor ich das Bewusstsein und sah mich plötzlich von oben. Ich sah aus dem Körper meines totgeborenen Kindes eine Wolke aufsteigen, die mich in den Himmel mitnahm.“ Dort angelangt sieht Jana Hermann ihre Großmutter, die ihr Kind aufnimmt und im Licht verschwindet.
„Ich habe mich nie so geliebt gefühlt, das kann man gar nicht in Worte fassen“, sagt Jana Hermann, „Überall war goldenes Gras und ein Licht, das keine Schatten warf.“ Kurz darauf kommt sie wieder zu sich. Sie wird Jahrzehnte nicht über diesen Vorfall reden. Zu schmerzlich die Trauer über den Verlust des Kindes, zu eindrücklich die Erfahrung. Sie bringt zwei weitere Kinder zur Welt, die heute erwachsen sind. Sie denkt, dass sie ihre Erlebnisse erfolgreich verdrängt hat. „2011 bin ich dann aber zusammengebrochen, weil sich das Trauma bemerkbar gemacht hat“, sagt Hermann, „ich musste in stationäre Behandlung.“