Büchereihopping in München

Wie kleine Münchner Büchereien mit der Corona-Pandemie umgehen

In der Pandemie haben viele kleine Büchereien zu kreativen Ideen gegriffen. Ein Team der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung hat sich davon ein Bild gemacht. Dabei hat es das 'neue bayerischen Fensterln' kennengelernt.

Pfarrer Johannes Oberbauer (rechts) sowie Thomas und Monica Bolze (Zweiter und Dritte von links) erläuterten Gerhard Hopp vom Bibliotheksverband und Claudia Maria Pecher vom Michaelsbund neue Ansätze der Bücherei St. Sebastian. © SMB/Mihatsch

München – Mit Michaelsbund-Geschenktüten bepackt machte sich eine kleine Abordnung der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung um deren Leiterin, Claudia Maria Pecher, auf den Weg zum Büchereihopping durch kleinere Büchereien in München. Los ging es – wie könnte es für den Michaelsbund anders sein – in St. Michael in Berg am Laim. Dort hatten sich acht Damen des Büchereiteams und Pfarrer Brian McNeil versammelt, um ihre kleine, aber feine Bücherei am Johann-Michael-Fischer-Platz 1 zu präsentieren. Das Team war während der Lockdown-Monate sehr kreativ geworden, um seiner Aufgabe nachkommen zu können: Es hatte sich das „neue bayerische Fensterln“ ausgedacht, bei dem Bücher kontaktlos über das Fenster ausgegeben wurden. Weiter ging es nach Schwabing in die ökumenische Bücherei Allerheiligen-Nikodemus, wo der Vorsitzende des Bayerischen Bibliotheksverbandes, der Landtagsabgeordnete Gerhard Hopp (CSU), zu der Gruppe stieß. Diese wurde von Sabine Pasti und ihrem Team begrüßt, in dem Mitglieder aus dem katholischen Pfarrverband St. Albert-Allerheiligen und der evangelischen Nikodemus-Gemeinde vertreten sind. Die Bücherei versorgt sieben Kindergärten in der näheren Umgebung mit Literatur und ist darüber hinaus Lese- und Begegnungsort für Kinder und Familien.

Solide Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit nötig

Umso wichtiger wäre eine solide Finanzierung der Arbeit der Ehrenamtlichen, die hier, wie in den anderen Büchereien auf der Tour, oft zu gering ausfällt. Denn der Michaelsbund darf nach dem Zuschussbescheid der Bayerischen Staatsregierung Büchereien in Großstädten nicht fördern. Aus diesem Grund sind die Etats der kleinen Münchner Michaelsbund-Büchereien ausschließlich auf die Zuschüsse der Erzdiözese beschränkt. Die Stadtbüchereien sollen die Literaturversorgung sicherstellen, was sie aber allein konzeptionell in der Breite gar nicht leisten können. Die kirchlichen Büchereien sind oftmals leichter erreichbar und haben Öffnungszeiten, die an das kirchliche Leben angepasst sind. Insofern haben diese Büchereien eine hohe Attraktivität für die Leser vor Ort, gerade für Familien, die sie aber nur bei entsprechender finanzieller Ausstattung aufrechterhalten können. Hopp zeigte großes Verständnis für die Situation und sicherte zu, darüber nachzudenken, Modelle der Zusammenarbeit zwischen Freistaat und Stadt zu entwickeln, um die Büchereien im Stadtgebiet besser in den (finanziellen) Blick zu nehmen.

Kreative Ideen zur Literaturvermittlung in Corona-Zeiten

Für die nächste Station blieb die Gruppe in Schwabing – die Bücherei St. Sebastian stand auf dem Programm. Die Eheleute Monica und Thomas Bolze, die die kleine Bücherei leiten, und Pfarrer Johannes Oberbauer sprachen in den Büchereiräumen angeregt über die Schwierigkeiten während der Corona-Pandemie und neue, kreative Ansätze zur Literaturvermittlung wie zum Beispiel Lese-Rezepte. Kinderärzte, Logopäden und andere Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen werden dabei eingeladen, Kindern Rezepte für elterliches Vorlesen, den Besuch einer Bibliothek und ein dort abzuholendes Geschenkbuch auszustellen.

Begegnungscharakter der kleinen Büchereien  

Nach einer kurzen Mittagspause fuhr die Gruppe weiter nach St. Canisius. Die Bücherei dort ist schon seit 100 Jahren Bildungs- und Begegnungsort in Großhadern. Repräsentiert wurde das Team von Leiterin Astrid Bruggmoser und Kirchenpfleger Bernhard Dörfler. Auch in St. Canisius sind die Auswirkungen der Pandemie spürbar: Die regelmäßigen Klassenbesuche aus der direkt gegenüberliegenden Grundschule bleiben aus und werden schmerzlich vermisst. Den Abschluss des Büchereihoppings bildete – passenderweise – die Pfarrbücherei St. Michael in Lochhausen. Hiltrud Woltz und ihr Team zeigten ihre außergewöhnliche Bücherei, die sich in Wandschränken im Pfarrsaal einquartiert hat. Auch hier wurde betont, dass der Begegnungscharakter die Bücherei auszeichnet, wenn Familien sich zu Ausleihe und Gespräch in der Bücherei treffen. (Maximilian Mihatsch, bibliothekarischer Mitarbeiter beim Michaelsbund)