Trostberger Tafel

Wenn das Geld nicht für´s Essen reicht

Tonnen an Lebensmittel landen in Deutschland im Müll. Trotzdem können sich viele das Nötigste nicht leisten. Ein Angebot der Malteser hilft dabei.

Die Trostberger Tafel bietet Bedürftigen Lebensmittel aller Art. © Imago

„…weil Nähe zählt“, steht groß auf der Eingangstüre des Malteser Hilfsdienstes im oberbayerischen Trostberg geschrieben. Hier unterhalten die Malteser die Trostberger Tafel und stellen unter dem Motto „Lebensmittel für Menschen mit kleinem Geldbeutel“ gesunde Lebensmittel zur Verfügung.

Was die einen zu viel haben, fehlt den anderen. Während in einem deutschen Durchschnitts-Haushalt jährlich ca. 85 Kilogramm Lebensmittel entsorgt werden, gibt es Menschen, die sich im Supermarkt das Nötigste nicht leisten können - oder aufgrund von Krankheit die Wohnung nicht mehr verlassen können. Um diese Menschen kümmert sich der Malteser Hilfsdienst mit seiner Tafel im oberbayerischen Trostberg. Hier erhalten Bedürftige alles, was für eine ausgewogene Ernährung wichtig ist – von Obst und Gemüse über Milchprodukte bis hin zu Fleisch und Wurst.

Der Gang zur Tafel ist oft mit Scham besetzt

Geleitet wird die Einrichtung von Ulrike Bergmann-Fritz – und das bereits seit 18 Jahren! Sie gründete die Einrichtung 2002 mit fünf Freiwilligen und hätte „nie gedacht, dass es einmal so weit kommt!“ Auch Heike sitzt an diesem Tag im Malteser Büro. Sie holt sich bereits seit vielen Jahren ihre Lebensmittel bei der Trostberger Tafel. „Anfangs war das natürlich mit Scham besetzt. Man denkt sich ´hoffentlich sieht mich keiner´, wenn man mit den vollen Tüten wieder hinausgeht. Das war nicht immer leicht“, erzählt sie. Heute gehe sie allerdings offener mit dem Thema um. „Ich wurde sehr krank damals und es haben sich hohe finanzielle Schulden aufgebaut. Ulrike kannte ich schon aus dem Alleinerziehenden-Treff. Sie kannte meine Situation und meinte damals zu mir: Du gehst jetzt dahin!“

„Die Nachfrage war zu hoch – dann mussten wir umziehen!“

Zuerst habe sie dort als Freiwillige gearbeitet, um sich „das Essen zu verdienen.“ Später holte Heike sich regelmäßig mit ihren fünf Kindern Essen bei der Tafel. Damals fand das Ganze noch im Pfarrsaal der Stadt statt – doch der wurde schnell zu klein. „Bei 100 haben wir aufgehört, im Pfarrzentrum auszugeben, weil da einfach kein Platz mehr war. Mittlerweile haben wir einen eigenen Tafelladen in der Stadtmitte und uns besuchen regelmäßig 260 Menschen. Die Tenzenzi ist allerdings steigend – auch aufgrund der Flüchtlinge“, erzählt Ulrike Bergman-Fritz. Diese würden sich aber gut integrieren – „und begrüßen einen jetzt schon mit einem herzhaften ´Servus´“ sagt sie und lacht.

Lieferdienst und Kinder-Brunch: Mehr als nur eine Lebensmittelausgabe

Die Trostberger Tafel bietet aber noch viel mehr: So gibt es neben der Ausgabe auch einen ´Lieferdienst´, den auch Heike eine Zeit lang in Anspruch genommen hat, als sie wegen ihrer Depressionen das Haus nicht verlassen konnte. Außerdem gibt es eine Kindertafel, bei der Schulkinder vor Unterrichtsbeginn ein reichhaltiges Frühstück erhalten. Ziel ist es, den Kindern neben der Bereitstellung einer Mahlzeit die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung zu verdeutlichen. „Vor Feiertagen gibt´s aber auch mal einen Schoko-Aufstrich“, erzählt Ulrike Bergmann-Fritz lächelnd.

Im Dezember letzten Jahres wurde die Trostberger Tafel um ein ganz spezielles Sortiment erweitert: Für Hund, Katze & Co. bietet der Malteser Hilfsdienst nun auch eine Tiertafel. Menschen, die nicht genug Geld haben, können hier Nahrung für ihr Haustier erhalten. „Das Angebot wird bereits von einigen Trostbergern genutzt“, meint die Leiterin. Auf die Frage, was denn das schönste an ihrem Job sei, antwortet sie: „Die Dankbarkeit. Die Menschen sind so nett zu mir – das gibt mir so viel. Ich bin froh, wenn ich helfen kann.“