Freiwilligendienste

Vorzeitige Heimreise aus Ecuador

Wegen Corona muss die Kolping-Freiwillige Anna Betz Ecuador vorzeitig verlassen. Seit ihrem überstürzten Abschied hat sie nur noch einen Wunsch.

Anna Betz über den Dächern von Quito © privat

München/Quito – Auch wenn es schon drei Monate her ist, kann Anna Betz ihre Traurigkeit nicht verbergen. Die 19-Jährige ist sichtlich bemüht, die Tränen zurückzuhalten, wenn sie an das abrupte Ende ihres Freiwilligendienstes in Ecuador denkt. Es war Ende März, als alles ganz schnell ging, erzählt die Abiturientin aus der Oberpfalz. Sie und die anderen Freiwilligen hätten sofort in Quarantäne gehen müssen, als sich die Angst vor dem Coronavirus auch in Ecuador breitmachte. Zu allem Unglück habe sie sich noch erkältet, berichtet Anna. Dadurch sei die Angst, sich mit dem Virus infiziert zu haben, noch größer geworden. Sie konnte nun nur noch zu Hause bei ihrer Gastfamilie sein und auf die Flugtickets für die Rückholaktion der Bundesregierung warten.

Umarmung zum Abschied trotz Corona-Gefahr

Alles, was Anna in den vergangenen Monaten liebgewonnen hatte, war mit einem Schlag vorbei. Als sie Ende August 2019 aus dem Flugzeug in der Hauptstadt Quito aussteigt, um im Auftrag des Kolpingwerkes München und Freising ihren Freiwilligendienst anzutreten, will sie eigentlich nur Spanisch lernen und dabei ein wenig Land und Leute kennenlernen. Daraus sei dann aber viel mehr geworden, meint Anna. Die Herzlichkeit der Ecuadorianer habe es ihr angetan. Überall sei sie mit offenen Armen aufgenommen worden. Und sie macht Dinge, die sie sich bislang nicht vorstellen konnte.

Da gibt es zum Beispiel die Senioren-Speisung von Kolping, bei der sie mitarbeitet. Eigentlich sei sie nicht unbedingt wegen des Helfens in das von Armut geprägte südamerikanische Land gekommen. Bei der Arbeit in der Suppenküche habe sich diese Einstellung aber geändert, erzählt Anna. Sie schließt Freundschaften mit den Alten und feiert mit ihnen den nationalen „Tag der Senioren“. Spätestens beim Bingo-Spielen sei das Eis getaut, erinnert sie sich. Es sind Erlebnisse wie diese, die Anna die vorzeitige Abreise schwermachen. Als es dann so weit ist, muss sie sich von allen mit zwei Metern Abstand verabschieden. Bei ihrer Gastmutter macht Anna dann aber doch eine Ausnahme. Die habe sie zum Abschied trotz Corona- Gefahr festdrücken müssen, das sei nicht anders gegangen.

Riesenfeier nach der Pandemie

Zurück zu Hause in der Oberpfalz muss Anna Betz diese Irritationen erst einmal verarbeiten. Sie hat die Möglichkeit, sich in verschiedenen Projekten zu engagieren, und entscheidet sich schließlich, im Eine-Welt-Laden in Weiden mitzuarbeiten. Dort näht sie auch Schutzmasken, die auf Spendenbasis verkauft werden. Der Erlös geht an die Kolping-Corona-Hilfe für Ecuador. Die Maskenaktion scheint Anna zu helfen, ihren Frieden mit der schwierigen Situation zu schließen. Die Kolping-Freiwillige schmiedet sogar schon wieder Zukunftspläne. Nach der Pandemie will sie sofort zurück nach Ecuador, „um alle zu besuchen, und es ist schon geplant: Da gibt es eine Riesenfeier!“

Podcast-Tipp

Kolpingstunde

Kolping gehört zu den großen katholischen Verbänden. In dieser Sendung geht es um aktuelle Themen aus der Familien- und Bildungsarbeit. Und natürlich kommt auch das Engagement der Kolpingjugend nicht zu kurz.

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Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de