Bischof Bätzing seit einem Jahr DBK-Vorsitzender

Vom Nobody zum gefragten Moderator in Krisenzeiten

Glaubwürdigkeit - darauf kommt es dem Limburger Bischof Georg Bätzing besonders an. Seit einem Jahr ist er nun Vorsitzender der Bischofskonferenz. Keine leichte Zeit, doch in der Krise hat er an Profil gewonnen.

Anfang 2020 März wurde der Limburger Bischof Georg Bätzing zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. © Harald Oppitz/KNA

Limburg - Seit einem Jahr steht der Limburger Bischof Georg Bätzing an der Spitze der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Als er am 3. März 2020 zum neuen Vorsitzenden und Nachfolger des Münchner Kardinals Reinhard Marx gewählt wurde, konnte er nicht ahnen, was folgen würde: Erst kam Corona und dann auch noch die Debatte um Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln.

Hat er sich manchmal gefragt: Was habe ich mir da angetan? Bätzing antwortete darauf im Februar 2021 in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit den Worten: "Das ist in der Tat eine spannende und herausfordernde Zeit." Er fügte hinzu: "Was mir immer hilft: Man muss ja nicht alleine gehen."

Gefragter Interviewpartner

Den Teamgedanken lebt er innerhalb der Bischofskonferenz, die er Ende Februar nun schon zum dritten Mal durch eine Vollversammlung geführt hat, auf neue Art. Nicht nur wegen der coronabedingten Online-Kultur, die auch die Kirche prägt. Als Bätzing unlängst in einer Video-Pressekonferenz um 11.00 Uhr morgens gefragt wurde, seine wievielte Schalte das für ihn in Corona-Zeiten inzwischen sei, antwortete er nur trocken: "Sie meinen, heute?" Termindruck kennt Bätzing gut. Als er in der Rubrik "Sagen Sie jetzt nichts" im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" gefragt wird: "Welche Sünde verzeihen Sie sich am ehesten?", schaut er mit Stirnrunzeln auf seine Uhr.

Bätzing hat sich dennoch seine Gelassenheit bewahrt - und an Profil gewonnen. Während er zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 nur wenig sichtbar war, hat sich das seit dem zweiten Lockdown geändert. Journalisten müssen Interviews inzwischen Wochen vorher anfragen, um überhaupt zum Zug zu kommen.

"Gott verfügt über mein Leben"

Seinen ersten größeren Talkshow-Auftritt im neuen Amt hatte Bätzing am 23. November 2020 bei "Hart aber Fair". Leicht hatte Bätzing es dabei nicht, doch laut "bild.de" bestand er die Bewährungsprobe bravourös und reagierte "cool". Bätzing erregte in der Sendung Aufsehen, als er es "unerhört" nannte, dass sich das Bundesverfassungsgericht bei seinem Sterbehilfe-Urteil "so einseitig" auf die Weltanschauung von Sterbehilfebefürwortern gestützt habe. Und auch wenn die Kirche beim Thema Missbrauch viel moralischen Kredit verspielt habe, könne sie nicht darauf verzichten, den Lebensschutz zu verteidigen - als ein Fundament ihrer Botschaft. "In meinem Glauben verfügt Gott über mein Leben", betonte Bätzing, der am 13. April 60 Jahre alt wird.

Beim Umgang mit sexuellem Missbrauch warb Bätzing schon vor seiner Zeit als Vorsitzender für einen innerkirchlichen "Kulturwandel". Eine im Bistum Limburg von ihm in Auftrag gegebene Missbrauchsstudie hatte gezeigt, dass es in der Diözese Vertuschung von Missbrauchsfällen gab. Zu wenig sei den betroffenen Kindern und Jugendlichen geglaubt worden. Hier sei eine "Umkehrung des Denkens" nötig. Nur durch Transparenz könne man "neues Vertrauen gewinnen", sagte Bätzing.

Nicht glücklich über Köln

Deshalb ist der Limburger Bischof so verärgert über die Situation im Erzbistum Köln. Der sonst so freundliche Geistliche kann dann auch deutlich werden. Schon Mitte Dezember 2020 sagte Bätzing im Hessischen Rundfunk (hr), er sei "über die Situation, die um die Kölner Studie herum entstanden ist, überhaupt nicht glücklich". An der Absicht des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, für Transparenz zu sorgen, sei zwar "nicht zu zweifeln", so der Limburger Bischof. Aber "dass das jetzt in ein regelrechtes Desaster gemündet ist und auf uns alle abfärbt, das ist nicht gut".

Auch zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz bekräftigte er, dass die Kölner Krise "Auswirkungen auf die ganze katholische Kirche" habe. Zugleich erklärt er Journalisten, die meinen, dass er als Vorsitzender einen einzelnen Bischof zum Rücktritt drängen könne oder solle, immer wieder mit Engelsgeduld, dass dies nicht in seiner Macht steht - und bittet zugleich darum, Woelki nicht vorzuverurteilen. Er schilt die Medien nicht, mahnt sie aber eindringlich vor "Kurzschlüssen" und "falschem Erwartungsmanagement".

Einen kleinen Befreiungsschlag für die katholische Kirche in Deutschland hat Bätzing durch die Wahl der neuen Generalsekretärin der Bischofskonferenz am 23. Februar geschafft. Er kennt Beate Gilles schon seit Jahren, sie ist in seinem Bistum für das Thema Familie zuständig. Und dass die Deutsche Bischofskonferenz als erste größere Bischofskonferenz der Welt nun eine Frau in dieses wichtige Amt gewählt hat, wird man künftig auch mit dem Namen Bätzing verbinden. (Norbert Demuth/kna)