Stephaniumritt in Erharting

Tradition seit über 400 Jahren im Gedenken an den Heiligen Stephanus

Der Heilige Stephanus gilt als der älteste Rossheilige für alle Reiter, Kutscher und natürlich für Pferde. Eine besondere Ehre wird ihm immer an seinem Gedenktag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, zuteil. Dann finden Stephani-Umritte statt. Ein ganz besonderer in Erharting bei Mühldorf am Inn.

Der Wagen "Heilige Nacht" beim Stepaniumritt. (Archivbild) © Verein für Brauchtumspflege Erharting

Zu keiner anderen Zeit im Jahr lassen sich Familie und bayerische Traditionen so leicht kombinieren wie um die Weihnachtszeit. Ein beliebtes Ausflugsziel stellt da alle zwei Jahre am 26. Dezember der Stephani-Umritt in Erharting dar. Auch wenn Corona eine vierjährige Pause zur Folge hatte, findet er nun wieder in altbekannter Größe statt. Was bedeutet, dass der Festzug in diesem Jahr wieder rund einen Kilometer lang sein wird. 180 Pferde, eingespannt oder geritten, sowie 80 Darsteller auf 20 Motivwägen werden dabei sein.

20 Motivwägen mit Darstellern

Genau das ist die Besonderheit in Erharting. „Andere haben auf ihre Wägen Skulpturen gestellt, da wollten sich die Erhartinger abheben“, weiß Leonhard Biermaier, zweiter Vorstand im Brauchtumsverein vor Ort. „Damit die Besucher nicht sagen „kennen wir schon“ haben wir Wägen gestaltet mit echten Darstellern, die Szenen aus dem Heiligenleben darstellen.“ Für viele Familien oder Vereine ist es eine feste Tradition „ihren“ Wagen herzurichten. So kümmert sich die Feuerwehr um den Heiligen Florian, der ihr Schutzpatron ist. „Auf dem Wagen brennt ein Haus – echt mit Bunsenbrenner – und der Heilige Florian löscht“, erzählt Biermaier. Bei ihm in der der Familie ist der Heilige Isidor verortet. Der Wagen mit der Heiligen Familie, der an Weihnachten nicht fehlen darf, hat auch seine eigene Geschichte. „Den haben Kinder im Ferienprogramm selbst gebaut und Kinder sind es auch, die die Heilige Familie darstellen.“ So ist jeder einzelne Motivwagen ein Highlight für sich, hat seine eigene Geschichte.

Einige Darsteller, wie die heiligen drei Könige sind nur mit Pferd unterwegs. Ebenso wie viele Reitergruppen, die an diesem Tag extra zum Stephani-Umritt kommen.  

Pferde organisieren wird schwieriger

Egal ob eingespannt vor der Kutsche oder geritten – die Pferde spielen eine wichtige Rolle. Die zu organisieren werde jedes Mal schwieriger, gibt Leonhard Biermaier zu. Er ist für die Reitergruppen verantwortlich, der erste Vorstand des Vereins für die Einspann-Pferde. „Es gibt immer weniger Pferde, die vor der Kutsche gehen“, sagt Biermaier. „Zum Glück kommen viele auch von weiter weg, um bei uns einzuspannen.“ Weit über die Landkreisgrenzen hinaus putzen Kutscher ihre Kaltblüter oder Haflinger fein raus und kommen. Das freut die Erhartinger. Eine Freude, die auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. In Erharting an Stephani einzuspannen, sei wie eine Olympiateilnahme – das hätte ihm schon ein Pferdebesitzer gesagt, erinnert sich Leonhard Biermaier schmunzelnd.

Stephani für die Dorfgemeinschaft

Der Stephani-Umritt findet nur alle zwei Jahre statt. Aus gutem Grund. „In diesem Jahr fällt Weihnachten für alle, die dabei sind, so gut wie aus“, gibt Biermaier zu. „Man ist ständig noch am Rumbasteln und am Kontrollieren, ob alles passt.“ Trotzdem möchte man im Dorf die Tradition des Umritts nicht missen. Es gehöre einfach dazu, findet Biermaier, und das schweiße die Gemeinschaft zusammen. „Das ist unser Umritt und hier entsteht Dorfgemeinschaft.“

In diesem Jahr findet der Stephani-Umritt zum ersten Mal seit vier Jahren wieder statt. Um 14 Uhr am 26. Dezember setzt sich der Zug mit Reitern und Motivwägen in Bewegung. (Maria Ertl, Redaketurin)