Lesung mit Diskussion

Staatstheater Augsburg widmet sich Münchner Missbrauchsgutachten

Sechs Schauspieler sollen aus dem Gutachten vorlesen. Wer für die anschließende Gesprächsrunde als Vertreter der Kirche und Opferverbände angefragt wurde, ist nicht bekannt.

Das Staatstheater Augsburg befasst sich in einer Lesung mit anschließendem Austausch mit dem Münchner Missbrauchsgutachten. © Sven Hoppe/dpa-POOL/KNA

Augsburg – Das Staatstheater Augsburg plant eine Lesung samt Diskussion zum Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising. Unter dem Titel "De delictis gravioribus" ("Von schwereren Straftaten") sollen am 13. März im Gaswerk sechs Schauspielerinnen und Schauspieler Auszüge aus dem Dokument vortragen, wie das Theater am Montag mitteilte.

Ziel sei es, "sich an der Herstellung von Öffentlichkeit zu beteiligen und die dringend notwendige Überwindung von sexuellem Missbrauch durch Kleriker voranzutreiben". Für die anschließende Gesprächsrunde habe man Vertreter von Kirche und Opferverbänden angefragt. Namen wurden auf Nachfrage nicht genannt.

Gutachten belastet Kirchenführung

Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) hatte am 20. Januar ein Gutachten zum Thema Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising vorgestellt. Dieses bescheinigt auf 1.900 Seiten amtierenden und früheren Amtsträgern schweres Versagen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt, etwa dem amtierenden Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und dem ehemaligen Erzbischof Joseph Ratzinger, der später Papst Benedikt XVI. wurde und als solcher nun emeritiert ist. Ratzinger hält das Papier Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern sowie fehlende Sorge für die Geschädigten in seiner Zeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) vor.

Reaktionen von Papst Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Benedikt XVI. hat sich zuletzt am 8. Februar zu dem Gutachten geäußert. Er bat bei den Betroffenen um Entschuldigung und drückte "tiefe Scham" und "großen Schmerz" aus. Zugleich wehrte sich der frühere Papst gegen den Vorwurf, als Erzbischof von München Missbrauchsfälle aktiv vertuscht zu haben.

Kardinal Marx hatte eine Woche nach der Veröffentlichung des Gutachtens persönliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt und erklärt, dennoch vorerst im Amt bleiben zu wollen. Zugleich zeigte er sich offen für einen Rückzug, wenn er bei der weiteren Aufarbeitung "eher Hindernis als Hilfe" sein sollte. (kna)