Gottesdienst und Feier am Domplatz

So war der 70. Geburtstag von Kardinal Marx

Ohrenbetäubende Gewehrschüsse hallten am Samstagabend über den Münchner Domvorplatz: Erzbischof Reinhard Marx feierte gut gelaunt seinen 70. Geburtstag und ließ es ordentlich krachen.

 

Nach dem Gottesdienst feierte Marx im Wirtshaus. © kiderle

Auf zünftig-bayerische Art hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Samstagabend seinen 70. Geburtstag begangen. Beim Gottesdienst im Liebfrauendom erklang auf seinen Wunsch Musik von Bach und Mozart, auf dem Domvorplatz wurde im Anschluss mit Blasmusik, Bier und Brezen weitergefeiert. Acht Gebirgsschützen feuerten aus Karabinern drei ohrenbetäubende Salven in die Luft. Marx ist Ehrenmitglied ihrer Kompanie "Gotzinger Trommel". Dann wurde die Bayernhymne angestimmt.

An der Feier nahmen Landtagspräsidentin Ilse Aigner und drei Kabinettsmitglieder der Staatsregierung teil (alle CSU), außerdem der Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz, und sein designierter Nachfolger Prinz Ludwig. Neben den beiden Adligen saßen in der ersten Reihe im Dom die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose.

Alle Menschen haben gleiche Würde

In seiner Festpredigt bezeichnete Marx "Gott suchen und finden" als einen roten Faden in seinem Leben. "Die Faszination dieses Wortes mit den vier Buchstaben hat mich nie losgelassen", sagte er, auch nicht in persönlichen Krisen und sonstigen Turbulenzen. Mit dem Glauben an einen Schöpfer sei etwas Revolutionäres in die Welt gekommen, nämlich dass alle Menschen die gleiche Würde hätten. Er frage sich, was aus einer Demokratie werde, wenn diese Erinnerung schwinde.

Gott lasse sich nicht in den Griff kriegen, er bleibe der "ganz Andere", betonte der Kardinal. Deswegen sei Vorsicht gegenüber einer "Behauptungstheologie" angebracht, "die kurzatmig daherredet und sagt: Gott will, Gott denkt, Gott macht". Vielmehr gelte es gemeinsam mit anderen nach seinen Spuren in der Welt zu suchen. Das Himmelreich werde nicht auf Erden geschaffen, mit Gott gebe es auch keine Geschäftsbeziehung. "Ihn kann man nicht kaufen." Er bleibe das "absolute Geheimnis, bis die Stunde kommt, in der alle unsere Sehnsüchte gestillt werden und wir in seine Arme fallen".

Marx gehörte zum engsten Beraterkreis von Papst Franziskus

Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising und damit Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Die Deutsche Bischofskonferenz leitete der gebürtige Westfale von 2014 bis 2020. Von 2013 bis 2023 zählte er als Mitglied im Kardinalsrat zu den engsten Beratern von Papst Franziskus.

Nach dem Empfang vor dem Dom wurden die Feierlichkeiten mit geladenen Gästen in einem Wirtshaus fortgesetzt. Unter den Gratulanten waren der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der deutsche Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche, Augoustinos. Unter den Gästen befanden sich auch Kabarettist Bruno Jonas und die frühere deutsche Vatikanbotschafterin Annette Schavan. (kna)