Brenner Nordzulauf

Pfarrei solidarisiert sich mit Bürgerinitiative

Mitte April gab die Bahn bekannt: die Entscheidung für eine Trasse im Inntal Richtung Brenner sei gefallen. Mehrere Initiativen kündigten Widerstand an. Als erste Pfarrei hat sich Riedering solidarisch mit der Bürgerinitiative „Pro Riedering – Brenna tuats“ erklärt.

Der Pfarrgemeinderat Riedering will keine politische Position für oder gegen den Trassenneubau beziehen, sondern sich solidarisch mit den Menschen zeigen. © Pfarrverband Riedering

Riedering – Schon kurz nach der Bekanntgabe der Bahn, eine von vier Trassen-Optionen bauen zu wollen, gab der Pfarrgemeinderat Riedering eine Pressemitteilung heraus. Darin heißt es, dass der Pfarrgemeinderat die Sorgen der Menschen, was den Trassenverlauf betrifft, wahrnimmt. Außerdem weisen die Gemeindevertreter auf den Auftrag der Schöpfungsbewahrung hin und monieren wörtlich: „Der geplante Trassenverlauf zerstört den Lebensraum von Mensch und Tier und verläuft im Bereich des Simssee-Westufers in einem ökologisch sensiblen Bereich.“ Hier schließen sich die Pfarrvertreter der Bürgerinitiative „Pro Riedering – Brenna tuats“ an. Dabei, betont Gemeindereferent Tobias Gaiser, wollte der Pfarrgemeinderat keine politische Position für oder gegen den Trassenneubau beziehen. Dem Laiengremium ginge es vielmehr um eine Solidaritätsbekundung mit den Menschen, „die Sorge haben, was da geschieht“. Die Aufgabe der Pfarrei sei es nicht, Alternativen zu der jetzt favorisierten Trasse zu suchen. Es gehe bei dem Thema um ganz grundsätzliche Fragen, die jeden Christen betreffen würden, so Gaiser: um Schöpfungsbewahrung und den Menschen im Mittelpunkt. Kritisiert wird von den Pfarrgemeinderäten auch der Mangel an Dialog und vernünftiger Kommunikation.

Wachstum nicht ungebremst möglich

Die Gegner des geplanten Brenner-Nordzulaufs („Auswahltrasse Violett“) führen nämlich auch ins Feld, was sich ihrer Meinung nach in Corona-Zeiten deutlich zeigt: Globalisierung und rasantes Wachstum ist nicht notwendig und auch nicht möglich. Regionalität und das Überdenken der eigenen Gewohnheiten würden in eine andere Richtung zeigen. Oft genutztes Argument dabei: Der Bedarf für eine völlig neue Trasse, wie sie um Rosenheim herumführen soll, ist längst nicht erwiesen, es reicht, wenn die bestehende Strecke (die Bahnlinie München – Innsbruck) ertüchtigt wird. Die Gleise sind, so argumentieren Bürgerinitiativen und der Bund Naturschutz, im Augenblick nicht einmal zu 50% ausgelastet.

Das sieht Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel anders: Schon mehrmals konzedierte er, dass im Augenblick noch Kapazitäten auf der Bahnstecke existieren würden. Aber weil ein Ausbau ja in die Zukunft weise, würden die Prognosen einen Bedarf anzeigen. Trotz Corona hat die Bahn eine Entwicklung auf der Schiene festgestellt, die nach oben weist. Josel kündigte auch an, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und den Dialog zu suchen.

Pfarreien weiten Engagement aus

Die Pfarrgemeinderäte von Riedering wollen die Sorge um eine Beeinträchtigung der Natur, um ein Zerschneiden von Dörfern durch eine neue Bahntrasse auch in Zukunft mit den Initiativen teilen, auch wenn es ein Interessensbündnis bisher noch nicht gibt, erklärt Gemeindereferent Gaiser. Bei einem Treffen haben benachbarte Pfarrverbände bereits signalisiert, dass sie sich der Solidaraktion anschließen wollen. Für den kommenden Sommer planen die Gemeinden Andachten und Gottesdienste entlang der Strecke, eine davon auch im Gemeindegebiet Riedering. Und um Hilfe von oben bitten die Riederinger Sonntag für Sonntag in den Fürbitten.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de