Abtei Schäftlarn

Ordensmann ist begeisterter Imker

Einen warmen und aromatischen Duft verströmt der gelb-bräunliche Wachs im alten Bienenhaus in der Abtei Schäftlarn. Dort betreut Frater Raphael Peuker 25 Bienen-Völker.

Frater Raphael arbeitet mit Schutzanzug. © Kiderle

Schäftlarn – Ein dicker zähflüssiger Strahl wie von Gold läuft in den Edelstahlbehälter, nachdem Frater Raphael Peuker (56) den Hahn seiner Wabenschleuder aufgedreht hat. Es ist die Honig-Ernte aus sechs Wabenkästen, gefüllt von unzähligen Sammelflügen seiner Bienen. Dem Imker geht bei diesem Anblick das Herz auf: „Das ist doch die reinste Pracht!“ freut er sich und strahlt über das ganze Gesicht. Das gelb-bräunliche Wachs, das der Benediktiner zuvor sorgfältig von den Waben geschabt hat, um so deren Honigdepots zu öffnen, verströmt einen unvergleichlichen warmen und aromatischen Duft. 200 Kilo ergab heuer die erste Ernte Anfang Juni, vor allem Apfelblüten und Löwenzahn, aber auch Kirsche und Schlehe, hätte es reichlich gegeben. Ein gutes Honig-Jahr sei das heuer, sagt der Ordensmann.

Körperliche und stressige Arbeit  

25 Völker betreut Frater Raphael im über 100 Jahre alten Bienenhaus der Abtei Schäftlarn. Das sind hunderttausende von Bienen und tägliche mitunter harte körperliche und auch stressige Arbeit auf dem weitläufigen Areal der Streuobstwiesen hinter dem Kloster. „Eigentlich bin ich immer im Freien und nur selten im Kloster“, sagt der Mann mit dem braunen und wettergegerbten Gesicht. Haus und Kästen mit ihren unzähligen Wabenrahmen müssen in Schuss gehalten, die Bienen sorgfältig gehegt und gepflegt werden. Im schwarzen Benediktinerhabit wird man Frater Raphael hier nicht antreffen. Das Wachs verklebe und verdrecke alles, Imkerei sei mitunter ganz schön schmutzig.  

Mehr als nur Insekten

Frater Raphael erkennt am Summen, wie es seinen Völkern geht: „Im Allgemeinen sind sie ganz friedfertig“, erzählt er. Man müsse ruhig und umsichtig mit ihnen arbeiten, wer hektisch sei, übertrage dies auf die Bienen und mache sie so angriffslustig. Nie arbeitet er ohne Schutzanzug, wenn er es direkt mit den brummenden und summenden Honigproduzenten zu tun hat: Bienen sind für ihn zwar „garantiert paradiesischen Ursprungs“, besitzen aber eben doch auch einen Stachel, den sie im Notfall einzusetzen wüssten. Dennoch sind seine Völker für ihn „mehr als nur Insekten“.

Es bestehe ein tiefe Beziehung zwischen ihm und seinen Tieren. Gelegentlich, wenn eine einzelne Biene sich in seine kleine Kammer am Bienenhaus verirre, habe er das Gefühl, dass sie ihm etwas mitteilen wolle, dass sie Hilfe benötige. Und tatsächlich, wenn er dann zu den Kästen gehe, müsse oft tatsächlich etwas akut behoben werden. Schlimm sei es, wenn eine Krankheit ausbreche, Milben oder die Wachsmotte die Kästen heimsuche, ein Volk plötzlich aggressiv werde und man Tiere töten müsse – das sei alles nichts für zarte Gemüter, gehöre aber auch zur Imkerei: „Manchmal muss man tun, was zu tun ist“, brummt er wortkarg.

Vor fünf Jahren wechselte der gebürtige Berliner, der sich vor zehn Jahren für das Ordensleben entschied, aus der Abtei Scheyern im Norden des Erzbistums hierher ins Isartal. Das Imkerhandwerk hatte er noch in Scheyern erlernt, um anschließend die Kloster-Imkerei von einem alten Mitbruder zu übernehmen. Gleiches widerfuhr ihm nach seinem Wechsel nach Schäftlarn: Auch hier legte ihm sein Vorgänger bereitwillig Völker und Bienenhaus in die Hände, obwohl Frater Raphael doch vor allem der Kloster-Sakristan ist.

Weiterführung der Imkerei gesichert  

Vieles war renovierungsbedürftig, es galt, nicht wenig Zeit und Geld in dringend notwendige Arbeiten innen und außen am Gebäude sowie in Neuanschaffungen für den Betrieb zu investieren: „Meine Mutter hatte einen guten Spruch parat: ,Wer sein Geld nicht loswerden kann, der schafft sich Bienen an‘“, scherzt er. Doch die Weiterführung der Imkerei in Kloster Schäftlarn war somit gesichert. Auch Dank der „Arbeitsgemeinschaft Bienen“, einer Gruppe von interessierten Kindern und Biologielehrern des Kloster-Gymnasiums, die regelmäßig vorbeischaue, mit ihm zusammenarbeite und auch Kerzen aus dem Wachs herstelle. Corona habe dies heuer leider vereitelt. Gern sitzt Frater Raphael abends bei seinem Bienenhaus und genießt die Ruhe und Natur nach getaner Arbeit. Sind Imker zufriedenere Menschen? „Aber ja, natürlich“, sagt der Sohn des heiligen Benedikt und im Hintergrund summen wie eh und je die Bienen.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de