Bezirksheimatpfleger Göttler

Mutter Teresa: "Heiligsprechung ist gerechtfertigt"

Auch knapp 20 Jahre nach ihrem Tod kennt fast jeder noch ihren Namen: Mutter Teresa ist eine Berühmtheit, gilt als die personifizierte Nächstenliebe. 2016 wird die Ordensfrau heiliggesprochen, voraussichtlich im September. Der Bezirksheimatpfleger von Oberbayern, Norbert Göttler, hat ein Buch über sie geschrieben und darin auch ihre Zerrissenheit thematisiert.

Treffen von Mutter Teresa und Frère Roger Schütz in einem Waisenhaus in Kalkutta © kna

München – Mutter Teresa wurde 1910 im heutigen Mazedonien als Agnes Gonxha geboren. Sie kam aus gutem Hause und entschloss sich im Alter von 18 Jahren Nonne zu werden und ging in Indien in die Bildungsarbeit für das gehobene Bürgertum. Mit der Zeit sei ihr aber ihre wahre Berufung bewusst geworden, sagt Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler. Die Ordensschwester wollte nicht nur gebildete und reiche Menschen betreuen, sondern sich auch dem Elend aussetzen, "das sie Tag für Tag gesehen hat", so Göttler.

 

Dieses Vorhaben hat Mutter Teresa dann auch mit aller Kraft umgesetzt. Sie gründete ihren eigenen Orden, die Missionarinnen der Nächstenliebe, und kümmerte sich in den Slums von Kalkutta um die Ärmsten der Armen. Die Ordensfrau bekam den Beinamen „Engel der Armen“. 1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Nach ihrem Tod 1997 wurde sie in Rekordzeit seliggesprochen, im Jahr 2003 durch Papst Johannes Paul II.

 

Aber auch Kritik gab es an Mutter Teresa: wegen ihrer autoritären Ordensführung und wegen des undurchsichtigen Umgangs mit Spendengeldern. Norbert Göttler zeigt in seinem Buch, wie widersprüchlich die Ordensfrau war. Herausgekommen sei das erst, als 2007 ihre Tagebücher veröffentlicht wurden. "Die letzten zehn Jahre ihres Lebens waren durchgehend von Depressionen und von tiefen Zweifeln geprägt und das hat sie selbst auch sehr zerrissen", erklärt Norbert Göttler.

 

Nach außen hin war Mutter Teresa immer die tiefgläubige Wohltäterin. Norbert Göttler hat sich in seinem Buch bemüht, die dunkleren Seiten der streitbaren Ordensfrau nicht zu verschweigen und sie als die Frau darzustellen, die sie war: "Man muss sie als besondere Persönlichkeit würdigen, mit vielen, vielen Stärken, aber auch mit Schwächen", sagt Göttler. Als Beispiel für letztere nennt der Autor eine gewisse Eitelkeit und die "Anbiederung" an äußerst konservative Kreise in der Kirche. Die Heiligsprechung, so Göttler, ist trotzdem gerechtfertigt. Denn, wenn man sich die Heiligen genauer anschaue: sie hätten alle ihre Fehler und Schwächen gehabt - aber eben auch eine starke Berufung, so wie Mutter Teresa. (ww/ksc)

 

Das Buch "Mutter Teresa" von Norbert Göttler ist im Rohwolt Verlag erschienen. Sie können es unter anderem im Online-Shop des Sankt Michaelsbunds bestellen.