Kommunalwahlen in Bayern

Mönch in der Lokalpolitik

In Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen steht ein großes Kloster. Darum kandidiert Pater Lukas Wirth für den Gemeinderat.

Die Sitzungsunterlagen fest im Griff: Pater Lukas Wirth im Scheyerner Gemeinderat. © Bierl/Sankt Michaelsbund

Scheyern - Bis Dreiviertelsieben am Dienstag-abend feiert Pater Lukas Wirth noch die Vesper im Kloster mit. Für das Abendessen mit den Brüdern ist nur ganz kurz Zeit, denn um halb acht beginnt schon die Gemeinderatssitzung. Seit 18 Jahren ist der Scheyerner Benediktiner dort Mitglied.

Im Habit in die Sitzung

Nur Neulingen fällt seine ungewöhnliche Kleidung auf: Pater Lukas kommt im schwarzen Ordenshabit. Er ist Cellerar der Abtei, dort also für Verwaltung, Bauen und Finanzen zuständig. Vor seinem ersten Mandat im Jahr 2002 war der Orden eine Zeitlang nicht im Kommunalparlament vertreten: „Mein Vorgänger war ebenfalls Cellerar, schon betagt und der Gemeinderat ist ihm zuletzt einfach zu viel geworden.“  Viele Bürger und Gemeinderäte hätten das Kloster aber gebeten, wieder einen Kandidaten ins Rennen zu schicken.

Denn die Benediktiner spielen nun mal eine große Rolle in Scheyern. Immerhin sind rund 80 Mitarbeiter direkt oder indirekt im Kloster beschäftigt, das zudem der größte Grundstückseigentümer in der 5.000-Seelen-Gemeinde ist. „Wir sind am Ort ein prägender Faktor, kulturell und wirtschaftlich, und da sind viele Bürger der Meinung, es ist gut, wenn ein Mönch im Gemeinderat mitwirkt.“
Pfarrer von Scheyern ist Pater Lukas jedoch nicht und hielte das auch nicht für gut.  Er will das politische Amt nicht mit der Seelsorge vermischen: „Da sollte man keinen in Schwierigkeiten oder Gewissensnot bringen und deshalb ist diese Trennung sehr wichtig.“

Der Cellerar im Finanzausschuss

Im Gemeinderat ist Pater Lukas als Mitglied des Finanzausschusses an den Haushaltsbeschlüssen beteiligt und kümmert sich im Vergabeausschuss um Bauangelegenheiten. In beidem kann er als Cellerar einiges an Fachwissen einbringen. Viele Sach-themen in der Gemeinde sind mit der Abtei verknüpft, vom Kanalanschluss bis zu Wanderwegen, die über das Klostergelände führen. Ebenso wird die Gemeinde durch zwei Tiefbrunnen im Klosterwald mit Wasser versorgt. „Da sind wir als Gemeindevertreter natürlich froh, wenn wir kurze Wege zur Abtei haben“, erklärt Bürgermeister Manfred Sterz von den Freien Wählern. Aber auch darüber hinaus sei Pater Lukas ein wichtiger Ansprechpartner und Ratgeber.

Freiwillig auf dem letzten Listenplatz

Denn der 49-jährige Mönch hat auch Erfahrung mit regionalen und über-regionalen Einrichtungen und Behörden. Er ist Mitglied im Wirtschaftsrat und im Tourismusverband des Landkreises, und beim Natur- und Denkmalschutz hat er mit dem Bezirk Oberbayern zu tun. Bürgermeister Sterz wundert sich also nicht, wenn der Pater regelmäßig gewählt wird: „Er hat sich meines Wissens immer auf den letzten Listenplatz setzen lassen und ist seit drei Perioden immer nach vorne gewählt worden – der Wähler will das.“ Auch bei den kommenden Kommunalwahlen kandidiert Pater Lukas wieder ganz hinten auf der Liste des Bürgerblocks Scheyern/CSU.  In den nächsten Jahren entscheiden die Scheyerner Gemeinderäte über die neue Ortsmitte. Da will sich der 49-jährige Mönch gerne einbringen, in mühseliger Kleinarbeit Akten, Pläne und Anträge durcharbeiten.

Am Miteinander vor Ort mitwirken


Pater Lukas und sein Kloster wollen damit auch ein gesellschaftliches Signal setzen: „Dass jeder Bürger aufgerufen ist, am Miteinander vor Ort mitzuwirken, und wir diese Verantwortung ernst nehmen.“ Bei anderen Politikern kann das Engagement im Gemeinderat dann auch zu höheren Aufgaben führen, etwa einer Kandidatur für den Landtag. Da schüttelt Pater Lukas aber energisch den Kopf. So etwas dürfte er gar nicht anstreben, denn das Kirchenrecht verbietet es Klerikern, für politische Ämter zu kandidieren. Ein Sitz im Gemeinderat sei da etwas Anderes, „weil da geht es um das konkrete Leben und die Mitwirkung vor Ort“, erklärt Pater Lukas. „Alles was darüber hinausgeht, wird politischer.“ Und der Scheyerner Cellerar ist ganz froh, dass er sich da heraushalten muss und seine Energie ganz in das Klosterdorf stecken kann.     

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de

Audio

Radiobeitrag über Pater Lukas im Münchner Kirchenradio