Ramadan in Zeiten von Corona

Mit eigenem Teppich und Atemmaske

Eigentlich wird die muslimische Fastenzeit vor allem gemeinsam begangen – aber durch Corona ändert sich alles. Gönül Yerli vom islamischen Zentrum in Penzberg freut sich trotzdem.

Wie die Kirchen müssen sich auch Gönül Yerli und ihre Mitstreiter ein Corona-Schutzkonzept überlegen. © SMB

Penzberg/ München – "An Ramadan geht man eigentlich mehrfach täglich in die Moschee", erzählt Gönül Yerli, Vizedirektorin des islamischen Zentrums in Penzberg. „Bei uns kamen da jeden Morgen um vier Uhr in der Früh 50-100 Gläubige.“ Und das 30 Tage lang. Ab Donnerstag fasten Muslime weltweit einen Monat lang jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Während des Fastens geht es in die Moschee, um zu beten und gemeinsam den Koran zu lesen. Über den Monat macht das 20 Seiten am Tag. Und das fällt heuer fast überall auf der Welt aus.

Eigentlich wird auch nach Sonnenuntergang gemeinsam – oft in großen Runden, die weit über die Kernfamilie hinausgehen – Iftar, das Fastenbrechen, begangen. „Die Eid al-Fitr Essen werden ganz auf die Familie beschränkt sein“, erklärt Yerli. Das sei zwar schade, aber auch eine Chance: Denn Ramadan ist auch eine Zeit der innerlichen Einkehr und „daran wollen wir jetzt erinnern“.

Eine geistige Gemeinschaft mit 1,5 Milliarden

Dafür hat sie gemeinsam mit ihren Kollegen ganz ähnlich wie die Kirchen digitale Konzepte entwickelt. Via Videokonferenzen und Videos wird auch so gemeinsam gebetet und der Koran gelesen. Beim Lesen bleibt es natürlich nicht, es geht auch um Austausch und Auslegungen der gelesenen Textstellen.

Eine Videokonferenz kann natürlich nicht reales Beisammensein ersetzen. „In der Diaspora ist das natürlich besonders schwierig, wenn man nicht gemeinsam Trost in der Moschee suchen kann“, sagt Yerli. Aber sie kann der Lage auch etwas abgewinnen: „Ich sehe das als Chance, Ramadan in einer geistigen Gemeinschaft mit den 1,5 Milliarden Muslimen auf aller Welt zu feiern.“

Und ab dem 3. Mai wollen nicht nur Kirchen wieder Gottesdienste feiern, sondern auch Moscheen zum Gebet einladen. Ein Hygienekonzept ist in Arbeit. Atemmasken braucht es dann natürlich für alle und wie in den Kirchen auch dürfen nicht zu viele auf einmal kommen. Die Muslime müssen wohl auch ihren eigenen Gebetsteppich mitbringen. Aber das wird wohl niemanden hindern, wieder in die Moschee zu gehen. (mg/ts)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie