Zur Segnung von Paaren in "regelwidrigen Situationen"

Kardinal Marx: Für Weltkirche ist römische Erklärung "gewaltig"

Über die jüngste Vatikan-Erklärung zur Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare war Kardinal Marx schon ein bisschen überrascht. Er hat nicht mit einem so schnellen Signal gerechnet.

Kardinal Reinhard Marx © Synodaler Weg/Max von Lachner

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx war nach eigenen Worten über die jüngste Vatikan-Erklärung zur Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare schon ein bisschen überrascht. "Ich dachte nicht, das geht so schnell, dass so ein Signal kommt", sagte Marx am Dienstag im Münchner Presseclub. Er sprach von einem ersten Schritt, der für die Katholiken in Deutschland klein ausschauen möge - "aber für manche in der Weltkirche ist das gewaltig, das so zu hören, dass das möglich sein soll". Dies dürfe nicht unterschätzt werden. In Afrika würden bestimmt einige den Kopf schütteln.

Leitlinien für Umsetzung werden erarbeitet

Die Ausführungsbestimmungen zum römischen Beschluss müsse jetzt jede Kultur für sich gestalten, ergänzte der Kardinal. "Für uns ist es nichts Neues. Da sind wir schon dran." Leitlinien würden bereits erarbeitet, um sie den Seelsorgerinnen und Seelsorgern an die Hand zu geben. Weiter verriet Marx, dass er dem Papst 2021, nachdem zu der gleichen Thematik eine ablehnende Antwort aus dem Vatikan gekommen war, gesagt habe, dass dies so nicht gehe. Seinen Worten nach soll auch Franziskus über das damalige Schreiben nicht glücklich gewesen sein.

"Was jetzt kommt, ist durchaus in seinem Sinne", bekräftigte der Kardinal. So solle es eine Öffnung geben, wenn auch nicht zu schnell. Im Kern widerspreche das aktuelle Schreiben letztlich dem, was zuvor gesagt worden sei, auch wenn es eher "eiernd" daherkomme. Bei römischen Texten werde immer versucht, die Kontinuität herauszuarbeiten. Man wolle nicht den Anschein erwecken, dass frühere Verfasser im Irrtum gewesen seien. Aber wer die jetzige Erklärung lese, merke, das klappe nicht immer.

Marx: Katholische Sexualmoral muss sich weiterentwickeln

Weiter zeigte sich Marx überzeugt, dass sich die Lehre weiterentwickeln müsse. Irgendwann werde die Frage nach der katholischen Sexualmoral insgesamt aufkommen. Schon beim deutschen Reformprojekt Synodaler Weg sei in einem Grundtext zur Sexualität der Versuch gemacht worden, die Sexualmoral von einer Verbotsmoral in eine Beziehungsmoral zu bringen. Leider habe dieses Papier keine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gefunden, aber zumindest seien 60 Prozent dafür gewesen. Deshalb sei der Text nicht einfach erledigt, vielmehr müsse daran weiter gearbeitet werden. (kna)