75 Jahre Kriegesende

Marx: Aus NS-Verbrechen folgt Auftrag für heute

Aus Anlass des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Dachaus erinnerte Kardinal Reinhard Marx an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die aus den begangenen Verbrechen erwächst.

Dachau wurde zum Ort eines "ungeheurlichen, unvergleichen Zivilisationsburchs", erlärte Kardinal Marx. © Imago Images

München/Dachau – Aus dem Horror der NS-Verbrechen folgt nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx "ein Auftrag an uns heute, achtsam und aufmerksam füreinander zu sein". Jedes menschliche Leben sei kostbar, sagte Marx am Mittwoch aus Anlass der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 75 Jahren. Der Erzbischof von München und Freising sprach von der Notwendigkeit, "aufeinander zu achten, jedes menschliche Leben zu schützen und für den Frieden und die Gerechtigkeit für alle Menschen und Völker einzutreten". Der Kardinal betonte: "Unabhängig von Religion, Konfession und Geschlecht: Wir sind eine Menschheitsfamilie!"

Unbegreifliche Verbrechen

Dachau wurde Marx zufolge während der NS-Schreckensherrschaft zum Ort eines "ungeheuerlichen, unvergleichlichen Zivilisationsbruchs". Bis heute sei ihm "unbegreiflich, wie in einem christlich geprägten Land wie Deutschland solche Verbrechen möglich waren", ergänzte Marx. Er fügte an: "Was danach geschehen ist, das neue Miteinander, die neue Solidarität, das ist auch heute immer wieder neu zu erkämpfen."

Das NS-Regime hatte ab dem 22. März 1933 etwa 206.000 Menschen aus 34 Nationen in das Konzentrationslager nordwestlich von München sowie in seine später errichteten Außenlager verschleppt. Das Lager gehörte zu den ersten in Hitler-Deutschland und wurde zum Modell für die späteren Orte des SS-Terrors. Am 29. April 1945 befreiten Soldaten der US-Armee das KZ. Insgesamt starben von den seit 1933 eingelieferten Häftlingen mehr als 40.000 in dem Lager. Zudem deportierte die SS viele Menschen von Dachau weiter in NS-Vernichtungslager. (kna)

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