Auch heilige Geburtstage können eine Riesengaudi sein: Da dürfen Menschen schlemmen, tanzen, spielen und etwas über den Durst trinken. Das Jahresgedächtnis einer Kirchweihe haben die Christen in Jerusalem schon um das Jahr 384 begangen, wie die Pilgerin Egeria in ihrem berühmten Reisetagebuch schildert. Die festfreudigen Bayern hatten also eine gute historische Grundlage, den Weihetag ihrer Kirche zu feiern. Davon waren sie aber auch überzeugt, ohne jemals etwas von der lateinischen Schriftstellerin gehört zu haben.
Zu viel gefeiert
Bis 1866 hat jedes Dorf für die Kirchweih die Kegelbahn geputzt, eine „Hutschn“, also eine Schaukel, aufgebaut und den Tanzboden freigegeben. Wenn kein historisches Datum der Weihe vorlag, haben die Gläubigen eben ein passendes gesucht. Weil es aber viele Dörfer und viele Gotteshäuser gibt, fürchtete die Obrigkeit von Kirche und Staat, dass die Menschen vor lauter Feiern nicht mehr zum Arbeiten und auch nicht zum Beten kämen. Denn bei einer Kirchweih war ja auch die Einwohnerschaft der umliegenden Dörfer zu Gast.
Das wurde dem Klerus und den Politikern schließlich zu viel und sie verfügten einen Sammeltermin für alle Kirchweihfeste, den dritten Sonntag im Oktober. Dann würde wenigstens nur an einem Tag im Jahr und überall gleichzeitig über die Stränge geschlagen. So ganz hat das nie geklappt. Viele Pfarreien haben danach trotzdem noch ihren eigenen Kirchweihtag auch mit ganz weltlichen Lustbarkeiten weitergefeiert und den offiziellen Festtag noch zusätzlich. Aber der allgemeine Kirchweihsonntag im Oktober hat es immerhin ins allgemeine Bewusstsein geschafft.