Meinung
Zur aktuellen Flüchtlingskrise

Kein Europa der Zäune

Die Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen reicht nicht aus - sie muss in einer nachhaltigen Integration münden. Ein Kommentar von Caritasdirektor Hans Lindenberger.

Prälat Hans Lindenberger ist Direktor des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising. (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Wer direkt vor Ort war in den Krisenherden des Nahen Ostens wie die Caritas mit ihrer Auslandsarbeit in Syrien, aber auch in Jordanien oder im Libanon, der konnte erkennen, dass diese Länder sehr schnell an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit stoßen werden. Das einzige, was die betroffenen Menschen in ihrer Heimat halten kann, ist eine sichere und friedliche Perspektive. Bis dahin kommen die Flüchtlinge trotz aller Barrieren und Zäune.

Wir erleben derzeit in Deutschland ein großes Engagement für Flüchtlinge. Ich habe höchsten Respekt vor all denen, die sich als Ehrenamtliche mit viel Zeit, Geduld und Energie helfend einbringen. Dabei müssen wir ganz realistisch sehen: es reicht nicht nur eine Begrüßungskultur – denken wir an die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof, die um die ganze Welt gingen. Wir müssen das „Willkommen“ weiter führen zur echten, nachhaltigen Integration, da viele bei uns bleiben werden. Da sind wir als Gesellschaft, wir als Kirche auf Dauer gefordert. Und natürlich sind auch die Flüchtlinge gefordert.

Höchster Respekt

Das Grundgesetz, Demokratie und Freiheit sind die Grundlagen unserer Gesellschaft. Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade die zu uns gekommenen Menschen aus Ländern wie Syrien und Afghanistan im Rahmen einer solchen Ordnung leben wollen. Schließlich haben sie gerade die oft lebensgefährliche Entscheidung getroffen, Krieg, Willkür und Terror in ihrer Heimat zu entfliehen. Gerade in unseren Pfarrgemeinden erleben wir derzeit ein großes ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge. Ich habe höchsten Respekt vor all denen, die sich mit viel Zeit, Geduld und Energie helfend einbringen.

Auch die Caritas leistet bei der Integrationsarbeit viel. So engagieren wir uns besonders in der Asyl-Sozialberatung und bei der Begleitung der Ehrenamtlichen. Wir wollen dazu beitragen, die Menschen in Arbeit zu bringen, ihnen Wohnraum zur Verfügung zu stellen und Kindern und Jugendlichen Bildungsmöglichkeiten und Perspektive zu geben. Dieser Einsatz wird sich lohnen. Bei unserem Fachkräftemangel und unseren demografischen Prognosen können wir in Deutschland nur gewinnen, wenn wir Flüchtlinge in unsere Gesellschaft integrieren.