Nach der Bitte um Amtsverzicht

Kardinal Reinhard Marx: „Ich bin nicht amtsmüde!“

Der Schritt hat viele überrascht: Kardinal Reinhard Marx hat Papst Franziskus um Amtsverzicht gebeten. In einem Statement hat er am Nachmittag seine Entscheidung erläutert und gesagt, wie er seine Zukunft sieht.

Im bischöflichen Palais hat Kardinal Reinhard Marx vor Journalisten sein Bitte um Amtsverzicht erläutert. © Kiderle

München – Der Innenhof des bischöflichen Palais in der Münchner Innenstadt war am Freitagmittag gefüllt mit Journalisten. Als Kardinal Reinhard Marx den Innenhof betrat, wurde sein Gang vor die Mikrofone begleitet vom lauten Klicken der Kameras. Ein paar Stunden zuvor wurde die Meldung veröffentlicht, dass der Münchner Erzbischof Papst Franziskus um Amtsverzicht gebeten hat. Im schwarzen Anzug und mit einem kleinen Zettel in der Hand erläuterte Marx nun seine Beweggründe. Als die MGH-Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt wurde, wurde er gefragt, ob ein Bischof angesichts der Ergebnisse zurückgetreten sei. Er antwortet mit „Nein“, doch die Frage sei ihm nachgegangen. Auch einige Wochen später sagte er bei einem Gottesdienst mit Blick auf die Missbrauchsfälle. „Wir haben versagt!“. Zuhause habe er sich gefragt, wer ist „wir“. Im Amtsverzicht sehe er eine Möglichkeit Verantwortung zum Ausdruck zu bringen, schreibt er im Brief an Papst Franziskus.

Der Amtsverzicht bewege ihn seit einigen Monaten. In der Karwoche und in der österlichen Zeit habe er das auch mit ins Gebet aufgenommen und geistlich bedacht. Dabei wurde ihm klar, „es muss sein, ich möchte den Schritt gehen“. Dabei hätte ihm auch das Evangelium die Richtung gewiesen: „Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer es verliert, wird es gewinnen!“. Nur einen ganzen engen Kreis habe er in seine Überlegungen mit einbezogen.

Marx will weiterhin pastoral tätig sein

Die Frage, ob er mit seiner Entscheidung auf andere Mitbrüder einwirken will, einen ähnlichen Schritt zu tun, verneinte Marx: "Da kann ich keinem Vorschriften machen und möchte es auch nicht". Es habe Verantwortung für das Erzbistum München und Freising und es sei seine „ganz persönliche Entscheidung gewesen und er möchte dieses Zeichen setzen.“

Er wartet nun auf die Antwort des Heiligen Vaters. Er kann über seine weitere Tätigkeit entscheiden. Am Ende seines Statements betont er: „Ich bin nicht amtsmüde – nicht demotiviert“. Er sei überzeugt, dass die Gesellschaft die Stimme des Evangeliums brauche, aber dafür brauche es auch eine Kirche, die sich immer wieder erneuert und glaubwürdig ihren Weg geht. Sein Dienst für die Kirche und die Menschen sei nicht zuende. Kardinal Reinhard Marx ist seit 42 Jahren Priester und seit 25 Jahren Bischof.

 

Die Autorin
Katharina Sichla
Teamleiterin mk online
k.sichla@michaelsbund.de

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