Nach Angebot zum Amtsverzicht

Aufarbeitungskommission bestürzt über den Schritt von Marx

Seine Enscheidung würdigt die Kommissions mit Respekt. Gleichzeitig rufen sie Papst Franziskus indirekt dazu auf, den Rücktrittsgesuch nicht anzunehmen.

Die Aufarbeitungskommission hat mit Respekt und Bestürzung den Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx zur Kenntnis genommen. © peshkov - stock.adobe.com

München – Die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Erzdiözese München und Freising hat mit Bestürzung und Respekt auf den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx reagiert. Der Erzbischof habe damit deutlich gemacht, "dass der bisherige Aufarbeitungsprozess nicht ausreicht und eine neue Qualität erhalten muss", erklärte Kommissions-Vorsitzende Michaela Huber am Sonntag. "Dass er bereit ist, als hoher Geistlicher für das diesbezügliche Fehlverhalten der katholischen Kirche die Verantwortung zu übernehmen, die ein modernes Gemeinwesen mit hohem ethisch-moralischen Anspruch auszeichnet, zeugt von Größe."

Zugleich riefen die acht Mitglieder den Papst indirekt dazu auf, den Amtsverzicht von Marx als Erzbischof nicht anzunehmen. Man hoffe sehr, dass Franziskus sehe, "welche Chance diese klare Positionierung von Kardinal Reinhard Marx für das Bistum München undFreising und vielleicht überhaupt für die deutsche katholische Kirche bedeutet", so die Vorsitzende.

Marx erkennt Notwendigkeit der Veränderung

Dass der Kardinal nicht nur "eine vordergründige, juristische und zum Teil der Problematik nur bedingt angemessene Form der finanziellen Entschädigung" im Auge habe, sondern auch die Notwendigkeit einer tiefergehenden, strukturellen und gesellschaftlich-soziologischen Veränderung der Institution Kirche erkenne, "unterscheidet ihn von den meisten seiner Amtsbrüder", erklärte Huber. Dies sei "eine notwendige Voraussetzung, wenn die Kirche in Deutschland wieder an existenzieller Bedeutung gewinnen will".

Die Kommission hatte sich erst im Mai konstituiert. Ihr Ziel ist es den Angaben zufolge, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs kritisch zu begleiten, begünstigende Strukturen zu identifizieren und Änderungsvorschläge zu machen. Außerdem soll das Gremium Formen erarbeiten, wie auch jenseits juristischer Vereinbarungen eine gewisse Wiedergutmachung möglich sein könnte. Neben jeweils zwei Vertretern des Betroffenenbeirats sowie der Erzdiözese gehören der Kommission vier von der Staatskanzlei vorgeschlagene, aus verschiedenen Berufen stammende Personen an, zu der auch die Vorsitzende gehört. Huber ist Schulpsychologin und Supervisorin.(kna)