Verdacht auf Brandstiftung

Feuer in Kathedrale in Nantes unter Kontrolle

Am Samstagmorgen ist ein Brand in der Kathedrale in Nantes ausgebrochen. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft von vorsätzlicher Brandstiftung aus.

Das Feuer in der Kathedrale in Nantes ist unter Kontrolle. © imago images / PanoramiC

Paris – Das Feuer in der Kathedrale im westfranzösischen Nantes könnte auf Brandstiftung zurückgehen. Der zuständige Staatsanwalt Pierre Sennes sagte bei einer Pressekonferenz am Samstagmorgen, das Feuer, das inzwischen unter Kontrolle ist, sei an drei Stellen ausgebrochen, unter anderem an der Orgel und im Hauptschiff. "Das sieht nicht nach einem Zufall aus", sagte er Medienberichten zufolge. Derzeit gehe man von einem kriminellen Hintergrund aus. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen vorsätzlicher Brandstiftung ein.

Angriffe auf Kirchengebäude sich gehäuft

Die Flammen, die von der Feuerwehr inzwischen eingedämmt wurden, haben große Schäden angerichtet. Die große Orgel des Gotteshauses sei offenbar vollständig zerstört worden, sagte Feuerwehrchef Laurent Ferlay. Die erhöhte Plattform, auf der sich das Instrument befinde, sei instabil und drohe einzustürzen. Die Statik des Gesamtbaus scheine aber intakt zu sein.

In Frankreich hatten sich in den vergangenen Jahren die Angriffe auf Kirchengebäude gehäuft, darunter auch die Kathedrale in Nantes. 2013 kletterten Unbekannte offenbar über ein Baugerüst ins Innere des Baus. Ein Teil des Chorraums sowie ein Altar wurden verwüstet und besprayt. Die Täter hinterließen damals obszöne Schmierereien, Zeichnungen von Hitler-Bärten und andere Nazi-Embleme, Teufelssymbole wie die Zahl "666" auf einem der Altäre sowie Symbole, wie sie die Gegner der in Frankreich freigegebenen "Homo-Ehe" benutzen. Einige Statuen und Kreuze in der Kathedrale wurden bei der Tat geschwärzt und verunstaltet.

100 Kräfte im Einsatz

Der aktuelle Brand in der Kathedrale war am Samstagmorgen ausgebrochen. Die um 7.44 Uhr alarmierte Feuerwehr war mit über 100 Kräften im Einsatz. Auf aktuellen Videoaufnahmen war zu sehen, wie dichter schwarzer Rauch aus der Fassade drang. Auch Flammen waren erkennbar. Die Polizei sperrte das Viertel rund um das Gotteshaus ab, auch um Schaulustige abzuhalten, wie es hieß. Über die Ursache des Feuers gab es bisher noch keine Informationen.

Der Bau der Peter-und-Paul-Kathedrale im westfranzösischen Nantes begann im Jahr 1434 und zog sich mit Unterbrechungen bis ins 19. Jahrhundert. Das Gotteshaus im Stil der französischen Spätgotik hat mit rund 38 Metern eines der höchsten Kathedralgewölbe in Frankreich. Bereits 1972 war es bei Reparaturarbeiten zu einem Brand gekommen. Die Restaurierung dauerte damals bis Mitte der 1980er Jahre. Schon während des Zweiten Weltkriegs war die Kathedrale durch alliierte Luftangriffe teilweise zerstört und später wieder aufgebaut worden.

Ein Jahr nach Brand von Notre-Dame

Erst vor fünf Jahren hatte in Nantes eine bedeutende Kirche gebrannt. Damals zerstörte das bei Dachdeckerarbeiten ausgelöste Feuer Teile des Dachstuhls der Basilika Saint-Donatien aus dem 19. Jahrhundert. Nantes hat insgesamt zwei Basiliken und eine Kathedrale.

Die jetzige Katastrophe trifft Frankreich nur ein gutes Jahr nach dem großen Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame, der berühmtesten Kirche des Landes. Am 15. April 2019 brach dort ein Großfeuer aus, das weite Teile des Dachstuhls vernichtete und den hölzernen Vierungsturm zum Einsturz brachte. Auch das Gewölbe der Hauptschiffe wurde schwer beschädigt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte unmittelbar nach der Katastrophe den Wiederaufbau des Gotteshauses an. Die Arbeiten sollen binnen fünf Jahren abgeschlossen sein. (kna)