Reformprozess katholische Kirche

Einzelne Bischöfe kritisieren Synodalen Weg

Auch wenn Kritiker und Befürworter des Synodalen Wegs inhaltlich meist unterschiedliche Standpunkte vertreten. In einem sind sie sich einig: Synodalität ist nicht einfach.

Der Synodale Weg ist der größte Reformprozess der katholischen Kirche: Bischöfe, Priester und Laien beraten gemeinsam. © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat sich kritisch zum Synodalen Weg geäußert: "Wir tun uns sehr schwer, aufeinander zu hören, andere Meinungen zu respektieren. Das Hören ist ja ein ganz wichtiger Aspekt der Synodalität. Und wir tun uns schwer oder haben uns vielleicht bisher schwergetan, uns auch öffentlich klar zu positionieren." Letzteres betreffe vielleicht mehr die Bischöfe. "Ich denke, wenn wir das Hirtenamt ausüben und ausüben wollen, dann gehört auch das dazu." Hanke betonte: "Das, was wir im Moment haben", sei "noch nicht wirklich Synodalität". Hanke sagte zu dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, bei dessen Vollversammlung vor wenigen Tagen habe es einen "Knall" gegeben. Der Bischof bezog sich auf das Scheitern des Grundsatzpapiers zur Sexuallehre. Dieser "Knall" habe "eine gewisse Klarheit gebracht", sagte Hanke der aktuellen Ausgabe der Eichstätter "Kirchenzeitung". Der Prozess habe offengelegt, "dass bei uns Synodalität noch ein sehr vager Begriff ist".

Voderholzer: Hinweise aus Rom bleiben unbeachtet

Ähnlich äußerte sich auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Aus seiner Sicht hält sich die "immer wieder beteuerte Lernbereitschaft in Sachen Synodalität" bisher "sehr in Grenzen", schrieb er in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). Er wisse auch nicht, wie sich daran gegen die Mehrheit der Synodalversammlung etwas ändern ließe, "die sämtliche bisherigen Stopp - und Warnschilder aus Rom quasi mit Vollgas überfahren hat". Zuletzt hat sich der Vatikan im Juli zum Synodalen Weg geäußert. In einer kurzen "Erklärung des Heiligen Stuhls" ermahnt dieser das kirchliche Reformprojekt, es könne die Gläubigen weder zu neuen kirchlichen Leitungsstrukturen noch zu neuen Ausrichtungen von Lehre und Moral verpflichten.

BDKJ: Synodalität fordert Verhandlungsbereitschaft

Der Bundesvorsitzende des katholischen Jugenddachverbands BDKJ wirft einem Teil der deutschen Bischöfe mangelnde Reformbereitschaft vor. Mit Blick auf die jüngste vierte Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg sehe er eine "Krise des Bischofsamtes", sagte Gregor Podschun dem Portal katholisch.de (Donnerstag). Nach wie vor gebe es für "notwendige Veränderungen" nicht die erforderliche Mehrheit in der Bischofskonferenz. Dies habe das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche zusätzlich beschädigt.

Er selbst, so Podschun weiter, sei immer verhandlungsbereit: " Ich stimme auch Kompromisstexten zu oder Vorlagen, bei denen meine radikalen Änderungsanträge durchgefallen sind." Nur so seien Reformen und Bewegung in der Kirche möglich: "Aber es gibt die konservativen Kräfte, die nicht einmal einen Millimeter von ihrer Position abweichen - und dann gegen den Grundtext zur Sexuallehre stimmen, weil ihnen ein Absatz nicht passt." Das sei ein großes Problem, und stelle das Prinzip der Synodalität insgesamt infrage, fügte er hinzu: "Es gibt die einen, die sich bewegen und die anderen, die sich nicht bewegen wollen."

Reformprozess stand auf der Kippe

Der Synodale Weg war kurz vor dem Scheitern als bei der Synodalversammlung vergangene Woche am ersten Abend das erste zentrale Papier zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral für viele überraschend an der Sperrminorität vor allem konservativer Bischöfe scheiterte. Nach einem erfolgreichen Krisenmanagement wurde in den darauffolgenden Tagen ein Text zu "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" verabschiedet. Dieser bittet den Papst darum, dass Frauenpriestertum erneut zu prüfen. Im weiteren Verlauf votierte die Versammlung auch für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche. Niemandem dürfe die Übernahme kirchlicher Ämter oder der Empfang der Priesterweihe wegen ihrer Homosexualität verwehrt werden. Außerdem wurde ein Papier verabschiedet, das sich gegen arbeitsrechtliche Sanktionierung von wiederverheirateten Geschiedenen oder schwulen und lesbischen Paaren ausspricht. (smb/kna)

Synodaler Weg


Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien. In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Wie eine Synode hat auch der Synodale Weg beratenden Charakter. Das letzte Wort bei einer möglichen Umsetzung der Beschlüsse in ihrem Bistum haben die Ortsbischöfe. Das soll die Einheit mit der Weltkirche gewährleisten und einen nationalen Sonderweg verhindern. (kna)