Tag der Bahnhofsmissionen

Eine Haltestelle in schweren Lebenssituationen

Am Münchner Hauptbahnhof ist am Samstag, 22. April, gefeiert worden. Denn die Bahnhofsmission hatte Geburtstag. Sie wurde 120 Jahre alt. Wir waren mit dabei.

Am Münchner Hauptbahnhof hat die Bahnhofsmission am 22. April ihren Geburtstag gefeiert. © Patrica Hoffmann

München – Manchmal läuft das Leben aus der Bahn. Es lässt einen hilflos zurück und im ersten Moment findet sich kein Ausweg mehr. Genau dann ist man auf Unterstützung von Anderen angewiesen. Einen ersten, aber oftmals auch letzten Haltepunkt in genau diesen Lebenssituationen gibt es an Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof: Die Bahnhofsmission. Dort haben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter immer ein offenes Ohr, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Religion.

 „Hoffnung geben, wo Menschen leben“ lautet daher das Motto am Tag der Bahnhofsmission. „365 Tage im Jahr versuchen wir rund um die Uhr Lösungen für jedes noch so kleine Problem zu finden“, erzählt Bettina Spahn stolz. Sie ist Leiterin der katholischen Bahnhofsmission in München und schon seit 22 Jahren mit dabei. Doch heute ist ein ganz besonderer Tag für alle: Die Bahnhofsmission feiert schließlich den 120. Geburtstag. „Normalerweise mischen wir uns nur als Umsteigehilfen unter das Treiben am Bahnhof, heute gehen wir für einen ganz anderen Zweck nach draußen“, freut sich Simone Slezak, Leiterin der evangelischen Bahnhofsmission.

Speiseplan wurde geändert

Denn an diesem Tag haben sich die Räumlichkeiten der Mission auf die Schalterhalle ausgeweitet. Zu sehen und entdecken sind zahlreiche Attraktionen für Jung und Alt. Ein Losstand ausschließlich mit Gewinnen, Kinderschminken, Häppchen als kleine Stärkung für Zwischendurch und als Abrundung spielen Mitarbeiter der Bahnhofsmission kurze Stücke am Klavier. Ein festlicher Rahmen, doch die Arbeit in der Mission läuft ununterbrochen weiter. „Zeit für ein Gespräch muss immer sein“, lacht Jessica Wolf freundlich. Auch sie ist schon mehrere Jahre als Schichtleiterin mit dabei und freut sich ganz besonders auf die Kaffee- und Kuchenaktion am Nachmittag an Gleis 11. „Als Notversorgung gibt es bei uns nur Butterbrote und Tee, heute muss natürlich alles etwas hübscher sein, deshalb die kleine Änderung im Speiseplan.“

Das Polizeiauto ware eines der Highlights bei der Bahnhofs-Rallye für Kinder.

Bahnhof-Rallye für Kinder

Ein weiteres Highlight, besonders für die jüngeren Besucher, ist die Bahnhof-Rallye. In kleinen Gruppen fetzen die Kinder quer durch den Hauptbahnhof, der an verschiedenen Stationen Überraschungen bereithält. So zum Beispiel, als die Mädchen und Jungs einen ICE noch kurz vor seiner Abfahrt von innen besichtigen und den Zugführer im Cockpit besuchen dürfen. Der aber wohl mit großem Abstand interessanteste Stopp ist die Bahnhofspolizei. Polizist Alexander Schwandner, Leiter für Kontaktbereich und Prävention, führt die hellauf begeisterten Kinder durch die Räume der Polizeistation. Ganz hinten angekommen wird es dann ernst, denn dort befinden sich zwei Gefängniszellen, die sonst zur vorübergehenden Verwahrung dienen. Heute wagen sich die kleinen Besucher hinter die dicken Gitterstäbe. Zum Schluss darf natürlich ein kurzer Blick in das Polizeiauto nicht fehlen. „Wir freuen uns jedes Jahr auf die Kinder, denn wir arbeiten eng mit der Bahnhofsmission zusammen“, erklärt Alexander Schwandner. „Wird ein Hilfesuchender dort aufdringlich, sind wir sofort zur Stelle“.

Einblick in Arbeit geben

Immer gleich parat ist aber allen voran die Bahnhofsmission: Für Reisende, die bestohlen wurden, Menschen mit Suchtproblemen, Frauen, die vor gewalttätigen Partnern fliehen, Obdachlose, Flüchtlinge, für alle. Das große Ziel heute sei es vor allem, den Besuchern einen kleinen Einblick in die breit gefächerte Arbeit der Bahnhofsmission zu geben. Wo viele Menschen unterwegs sind, treten Probleme auf. Ganz besonders an einem Bahnhof, der mit seiner Aufbruchstimmung die große, weite Welt verkörpert. Wie wichtig ist es da, eine Auffangstation zu wissen, in der man das Einfachste überhaupt tun kann: Einfach nur da sein. (Patricia Hoffmann)

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