Interview Kardinal Marx

Die Stimme der Christen ist notwendig

Er war am Katholikentag viel unterwegs: Der Vositzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er hat Gottesdienste gefeiert, auf Podien diskutiert und war auf der Kirchen-Meile unterwegs. Dort haben wir ihn am Freitag getroffen und ihn gleich schon mal zum nächsten Katholikentag befragt.

Am Stand "seines" Erzbistums München und Freising hat Kardinal Marx ein Freundschaftsarmband geschenkt bekommen. (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

mkn: Herr Kardinal, Sie haben schon ein strammes Pflichtprogramm gehabt, Biblischer Impuls, Podium, was haben Sie für einen Eindruck vom Katholikentag in Leipzig?

Marx: Es ist ein froher Katholikentag, die Stimmung ist bei den Leuten gut. Ich habe gemerkt, das ist eine zuversichtliche Stimmung, es ist ein positives aufeinander Zugehen, eine Herzlichkeit.Und ich finde es sehr, sehr schön, dass der Katholikentag ausgerechnet der hundertste, hier in Leipzig stattfindet.

mkn: Haben Sie auch schon viele Menschen aus Ihrer Diözese, aus München und Freising getroffen?

Marx: Einige, aber das geht noch weiter. Ich weiß gar nicht, wie viele da sind, aber ich kann ja jetzt auch mal andere treffen. Und die Beteiligung ist ganz gut hier in Leipzig.

mkn: Der nächste Katholikentag findet ja ganz in der Nähe Ihrer ursprünglichen Heimat statt, in Münster. Was wünschen Sie sich bis dahin in diesen zwei Jahren von den Katholiken?

Marx: Naja, das Katholikentagsprogramm bedeutet ja nicht, wie ein Parteiprogramm, wir machen jetzt mal eine Agenda und die arbeiten wir ab. Das kann von man Katholikentagen nicht erwarten.

mkn: Aber hier wird ja grade so schön debattiert...

Marx: Katholikentage tauschen aus und machen sich auf den Weg und es gibt unterschiedliche Positionen und nicht nur eine Meinung. Da ist es wichtig, dass wir an den großen Themen dranbleiben, die Katholikentage sind ja Seismographen auch der gesellschaftlichen Debatte. Wir brauchen die Stimme der Christen auch in der Politik. Denken Sie an die Flüchtlingskrise, denken Sie an die Klimaveränderung, an „Laudato si“, was der Papst gesagt hat. Das läuft nicht von alleine. Wenn wir uns nicht einmischen, versickert alles wieder, geht alles wieder den alten Trott, aber der fließt nicht weiter. Und die Katholiken, oder ich sage mal die Christen insgesamt, haben eine ganz, ganz wesentliche Aufgabe, dass diese Themen in der Gesellschaft da sind. Und vor allen Dingen natürlich, dass die Gottesfrage und das Evangelium auch in dieser säkularen Welt gehört werden. Dass die Stimme des Evangeliums entdeckt wird als eine Stimme, die weiterführt und die ermutigt. Ich denke, es ist sehr, sehr wichtig, dass die Kirche ohne Angst mit großer Zuversicht und Hoffnung weitergeht. Ich wünsche mir, dass die Hoffnung nicht schwächer wird von Katholikentag zu Katholikentag und nur gekuckt wird, wie viele sind wir noch, wieviel Geld haben wir, wieviel Macht haben wir, wieviel Einfluss, sondern dass wir fröhlich unsere Stimme erheben und uns einmischen. (gh)

Audio

Unsere Redakteure waren vor Ort und ziehen im Münchner Kirchenradio Bilanz.