Welches Wachstum dient dem Menschen?

Altmaier: Wachstum ist für gutes Leben notwendig

Eine Wohlstandsinsel mit ökologisch organisiertem Leben wird es nicht geben, nötig ist ein neuer Begriff von Wohlstand. Kardinal Marx hat eine Zielrichtung vorgelegt.

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (Archivbild: imago/Sascha Ditscher) © imago/Sascha Ditscher

Leipzig – Eine grundsätzliche Ausrichtung auf ressourcenschonende Lebens- und Wirtschaftsweisen forderte Kardinal Reinhard Marx bei einem Katholikentags-Podium zu Thema „Welches Wachstum dient dem Menschen“. Neben dem Kardinal diskutierten Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Klimaforscher Otmar Edenhofer, der Wachstumskritiker Ulrich Brand und ZdK-Vorstandsmitglied Hildegard Müller.

Der didaktisch gut durchdachte Impulsvortrag des Klimaforschers Edenhofer konzentrierte sich auf die Frage, was noch wachsen, was schrumpfen müsse und ob nicht in vielen Ländern noch Wachstum gebraucht werde, um bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen.

Für das Publikum gab es danach die Möglichkeit, per SMS-Voting auf bestimmte Fragen in der Debatte mit Ja oder Nein zu antworten. Erste Frage: „Verbessert Wachstum ihr Leben?“ 44 Prozent stimmten mit „Nein“, 56 Prozent mit „Ja“.

Kanzleramtsminister Altmaier bekannte sich nach einer launigen Anspielung auf das Wachstum seines persönlichen Umfangs, zu der Notwendigkeit von Wachstum, um gutes Leben, Gesundheit und Entfaltungsmöglichkeiten für viele zu ermöglichen.

Weitgehende Einigkeit herrschte auf dem Podium über die Notwendigkeit, sämtliche Kosten, also auch ökologische und soziale Kosten in wirtschaftliche Berechnungen einzubeziehen um Substanzverzehr zu verhindern, der laut Klimaforscher Edenhofer schon längst begonnen habe.

Es müssten auch politische Konzepte entwickelt werden, die Chancen für ärmere Länder böten, forderte Kardinal Marx und betonte man werde nicht auf der Wohlstandsinsel bleiben können und lediglich das Leben ein bisschen ökologischer organisieren, das zeigten auch die Flüchtlingsbewegungen.

Eine weitere Kontroverse entspann sich über die Möglichkeit, durch Verzicht oder, wie Wachstumskritiker Brand umformulierte, durch „Genügsamkeit, wir sind ja hier schließlich auf dem Katholikentag“ ressourcenschonendes Wirtschaften zu erreichen.

Gerade auch jüngere Unternehmer seien durchaus bereit, eine Umorientierung vorzunehmen, auch sie wollten in den Augen ihrer Kinder bestehen. Entscheidend sei dafür aber auch ein politischer Ordnungsrahmen, der eine sensible persönliche Haltung und Orientierung am Gemeinwohl anerkenne und nicht bestrafe, betonte Kardinal Marx: „Es muss ein Ineinander sein, von Tugend, von anständigem, sensiblen Arbeiten und von Rahmenbedingungen, die das belohnen“ umriss der DBK-Vorsitzende eine Zielrichtung ethischen Handelns auf der Höhe der Zeit. (Gabie Hafner)