Haben Sie das Gefühl, dass die Proteste ausreichend wahrgenommen werden und zu einem Umdenken führen?
Mayerhofer: Die Leute nehmen das auf jeden Fall wahr. Wir bekommen Zuspruch, vorbeifahrenden Bauern wird oft zugewunken oder ein Daumen nach oben gezeigt. Zumindest die Landbevölkerung steht hinter uns, denn das Land wird mehr oder weniger ausgeblutet von der Politik. Ob die Politik genau verstanden hat, worum es uns geht, da bin ich mir nicht so sicher.
Richtet sich die Kritik der Bauern nur gegen die Politik, oder gibt es hier gesamtgesellschaftlich ein Problem?
Mayerhofer: Die Rahmenbedingungen macht die Politik. Ein Beispiel: Ich finde es schwierig, wenn jemand, der in der Früh aufsteht, in die Arbeit geht und vielleicht noch einen zweiten Job hat, am Monatsende weniger Geld hat als jemand, der Bürgergeld bezieht – da läuft etwas verkehrt. Die Politik müsste Anreize schaffen, dass die Leute arbeiten wollen, anstatt sich zu überlegen, Bürgergeld zu beantragen, weil es ihnen dann besser geht.
Könnten in der Landwirtschaft mehr Menschen Arbeit finden?
Mayerhofer: In unserem Milchviehbetrieb nicht. Aber die Gemüse- und Obstbauern brauchen Erntehelfer und holen sie sich aus Polen und Rumänien. Da könnten viele Arbeit finden, aber es will halt niemand diese Arbeit machen, denn sie ist anstrengend und nicht gut bezahlt. Womit wir bei den angeblich großen Gewinnen wären, die die Bauern machen: Vom Gewinn gehen immer noch immense Kosten ab – Kredittilgungen, Sozialversicherung und so weiter –, und wenn man schaut, was am Ende wirklich übrig bleibt, dann entsteht ein anderes Bild.
Wie nehmen Sie als Bäurin und engagierte Katholikin das Verhältnis zwischen der Landwirtschaft und der katholischen Kirche wahr?
Mayerhofer: Ich würde mir wünschen, dass die Kirche sich mehr zum Thema Gentechnik äußert. Wir Menschen sollten uns in Gottes Schöpfung nicht einmischen, aber durch die Hintertür, ohne dass es jemand mitbekommt, hält die Gentechnik doch immer mehr Einzug. Es wäre Aufgabe der Kirche, sich dagegen einzusetzen. Und sie sollte grundsätzlich, bevor sie sich zu Themen wie Landwirtschaft und Nachhaltigkeit äußert, immer das Gespräch mit landwirtschaftlichen Experten suchen.
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen die Landwirte im alltäglichen Betrieb zu kämpfen haben?
Mayerhofer: Die Bürokratie! Wir müssen alles dokumentieren; jedes Fass Gülle, das rausgefahren wird, müssen wir dokumentieren. Es ist so viel, dass wir quasi einen Tag pro Woche für Büroarbeit brauchen. Dann die Kosten, bei denen wir bald nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Und es darf nicht immer neue Auflagen geben. Die Bauern sind so am Limit, dass einfach nicht mehr geht. Wenn aber doch immer mehr Auflagen kommen, zum Beispiel in den Bereichen Tierwohl und Naturschutz, dann wird am Ende der Verbraucher tiefer in die Tasche greifen müssen. Viele schimpfen auf die Subventionen für die Landschwirtschaft – aber diese sind dazu da, dass die Lebensmittelpreise niedrig bleiben. Die Subventionen kommen also den Verbrauchern zugute!
Was muss sich ändern, damit die Landwirtschaft wieder eine bessere Entwicklung nimmt?
Mayerhofer: Man sollte mehr darauf vertrauen, dass die Landwirte eine gute Ausbildung haben und wissen, was sie tun. Die Vorschriften müssen weniger werden. Alle reden über Naturschutz und Landwirtschaft, aber viele wissen gar nicht Bescheid. Ich würde mir wünschen, dass sich nicht so viele Leute in das, was wir machen, einmischen.