Requiem Georg Ratzinger

Der Mann der zwei Berufungen

Regensburg hat Abschied von Georg Ratzinger genommen. Bewegende Worte kamen dabei von seinem Bruder, dem emeritierten Papst Benedikt XVI, der an der Feier aber nicht teilnehmen konnte.

Domspatzen standen um den Sarg und sangen für Georg Ratzinger. © Bistum Regensburg

Regensburg – Kelch und Stola, Notenblatt und Stimmgabel. Es waren die Werkzeuge der zwei großen Berufungen Georg Ratzingers, die neben dem Sterbebild des langjährigen Domkapellmeisters in der Regensburger Kathedrale St. Peter, zum Andenken an den Verstorbenen aufgestellt waren. „Die Verbindung von Priesteramt und Kirchenmusik in einer Person, wie sie uns von Georg Ratzinger vorgelebt wurde, macht auf einen tiefen inneren Zusammenhang aufmerksam“, würdigte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer den Verstorbenen. Musik sei eben nicht nur die Umrahmung des Gottesdienstes, sondern ein „Medium der Evangelisierung“, erinnerte Voderholzer in seiner Predigt im Zuge des Pontifikalrequiems für den am 1. Juli verstorbenen Ratzinger. 200 geladenen Gäste waren gekommen, um hier Abschied zu nehmen. Zahlreiche Menschen, die aufgrund der Coronabeschränkungen keinen Platz in der Kirche bekommen hatten, versammelten sich zudem auf dem Domplatz.

Abschiedsbrief von Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wohnte dem Requiem per Livestream bei. Wenige Tage vor dessen Tod hatte der 93-Jährige seinen Bruder noch in Regensburg besucht. „Er hat nicht um einen Besuch von mir gebeten. Aber ich spürte, dass es die Stunde war, um noch ein letztes Mal zu ihm zu fahren“, schrieb der ehemalige Papst in seinem Abschiedsbrief, den sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein am Ende des Requiems verlas. Die Brüder hätten gewusst „dass es ein Abschied aus dieser Welt für immer sein würde“, als sie sich am 22. Juni das letzte Mal sahen, las Gänswein mit den Tränen ringend.

Ausnahmemusiker mit klarer Vorstellung

Auch die Domspatzen verabschiedeten sich von ihrem einstigen Chef, der das weltberühmten Ensemble 30 Jahre als Domkapellmeister leitete. Ein Ausnahmemusiker mit klarer Vorstellung, wie sein Chor klingen muss, sei Ratzinger gewesen, erinnerte sich der amtierende Domkapellmeister Christian Heiß. Kritiker hielten Ratzinger vor diese Vorstellungen notfalls auch mit körperlicher Gewalt durgesetzt zu haben. Unzulänglichkeiten, um die er gewusst habe, sagte Heiß: „Wenn ihn der Furor in der Probe packte, dann bedauerte er es hinterher.“ Peter Greilinger war ein Schüler von Georg Ratzinger und in seinem letzten Männerchorjahrgang. Greilinger bedrücken Vorwürfe gegen Georg Ratzinger: "Ich habe ganz wenig Menschen erlebt, die so tolerant waren wie er. Im Chor hat er natürlich Disziplin verlangt, aber außerhalb der Chorzeiten, wo er eine ganze Horde präpubertierender Jugendlicher zu domtieren hatte, habe ich ihn als wirklich gütig erlebt - im besten Sinne des Wortes."

Domspatzen sangen vor Sarg

Viele Domspatzen hielten ihrem ehemaligen Direktor lange über die aktive Zeit hinaus die Treue. 16 von ihnen gestalteten das Requiem mit ihrem Gesang. Bereits am Sonntag hatte der aktuelle Chor in Vollbesetzung von Ratzinger Abschied genommen. Nur sechs junge Domspatzen sangen dafür im Requiem. Bewegend war es dennoch, als die jungen Sänger das Engelsterzett aus Mendelssohns „Elias“ vor dem geschlossenen Sarg vortrugen Seine letzte Ruhe fand der Domkapellmeister Georg Ratzinger im Anschluss an das Requiem auf dem Unteren Katholischen Friedhof der Stadt. Dort wurde bereits sein Vorgänger Theobald Schrems (1893-1963) beigesetzt.

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
k.bauer@michaelsbund.de

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