In 40 Sprachen übersetzt
Ein Glücksfall war es auch für den Autor: „Die Figur hat mir beschert, dass ich ein geregeltes Leben führen darf und mir durch den Erlös meiner Samsbücher ein eigenes Haus anschaffen konnte“, erzählt Paul Maar der Münchner Kirchenzeitung ebenso nüchtern wie dankbar. Schließlich sind sechs Millionen Exemplare von den Erzählungen über dieses geheimnisvolle rothaarige Wesen im blauen Taucheranzug und mit den Wunschpunkten im Gesicht verkauft worden. In 40 Sprachen sind sie übersetzt und das Goethe-Institut hat ihn als Botschafter deutscher Kinder- und Jugendliteratur in zahlreiche Länder eingeladen: „Ich lernte durch das Sams die Welt kennen.“ Ab und zu wünscht sich Paul Maar trotzdem einen etwas geringeren Bekanntheitsgrad für seine Sams-Geschichten und einen höheren für seine anderen Werke. Denn wo er auch hinkommt, die Figur aus seinen Kinderromanen war schon da und legt ihn fest: „Egal ob in einer Bibliothek, in einer Buchhandlung, in einer Schule - immer heißt es: Das ist der Sams-Autor.“ Will er aus einem anderen seiner rund 60 Werke lesen, dann hört der Schriftsteller wie auf Knopfdruck: „Das können Sie nicht machen, das dürfen Sie den Kindern nicht antun, die haben sich so auf das Sams gefreut; dann muss ich doch wieder aus dem Sams vorlesen.“
Paul Maar und das Sams widersprechen gern
Aber auch wenn sich die sich die Beziehung zwischen Paul Maar und seinem Geschöpf in 50 Jahren etwas abgenutzt hat: Im Grunde liebt er es doch sehr. Denn es verkörpert etwas, was der Schriftsteller immer in sich gespürt hat. So richtig ausleben konnte er es jedoch nur über die von ihm erfundene Figur: „Ich denke, dass ich, ohne dass so viele das merken, eigentlich eine Neigung zur Anarchie habe und zum Widerspruch.“ Das Sams lebt diese Eigenschaften seines Autors in vollen Zügen aus. Und es sucht sich mit Herrn Taschenbier selbst seinen Papa aus. Einen manchmal unbeholfenen, aber immer verständnis- und liebevollen Papa. So einen, wie ihn Paul Maar selbst gerne gehabt hätte. Denn sein Vater war ein verstörter Kriegsheimkehrer, der gegenüber seiner Familie keine herzlichen Gefühle mehr zeigen konnte und ein brutales Regiment führte: „Schlimm waren seine Unnahbarkeit und sein Hang, sehr schnell zu strafen.“ Der Vater habe „eine kalte Atmosphäre“ verbreitet: „Auch meine Mutter hat unter ihm gelitten und oft geweint.“ In seinem autobiografischen Roman „Wie alles kam“ hat Paul Maar seine Kindheitsgeschichte aufgeschrieben. Der heute 85-Jährige hat allmählich verstanden, warum sein Vater so wurde, und ihm verziehen. Für seine drei längst erwachsenen Kinder wollte er ein anderer Papa sein – einer wie Herr Taschenbier. Seine Sams-Bücher haben Paul Maar dabei sicher geholfen.