Meinung
Ökumene

Das Gemeinsame vor das Trennende stellen

Gemeinsam Abendmahl feiern, das trennt katholische und evangelische Kirche immer noch. Der Augsburger Friedenspreis für den evangelischen Landesbischof Bedford-Strohm und den Münchner Kardinal Marx ist ein deutliches Zeichen für den Wunsch nach Ökumene, findet Christian Moser in seinem Kommentar.

Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx haben gemeinsam den Augsburger Friedenspreis erhalten. © imago images / epd

Die Stadt Augsburg ist eng verbunden mit dem friedlichen Zusammenleben der unterschiedlichen Konfessionen in Deutschland. Das geht auf den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden zurück, der im Jahr 1555 in der Fuggerstadt geschlossen worden ist. Der regelte, dass im deutschen Kaiserreich beide Konfessionen nebeneinander existieren durften. Wenngleich aus heutiger Sicht das Gesetz fast schon barbarisch klingt: Cuios regio, eius religio. Frei übersetzt: Die Religion des Herrschers ist auch meine Religion. Sprich, der Landesherr regelte die Religionszugehörigkeit seiner Untertanen.  

Der Augsburger Friedenspreis, der alle drei Jahre verliehen wird, würdigt herausragende Leistungen im Sinne der Ökumene. Dass an diesem Wochenende die beiden Münchner Bischöfe Kardinal Reinhard Marx, der katholische Erzbischof und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und sein evangelisches Pendant, Heinrich Bedford-Strohm, mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet worden sind, ist ein ganz starkes Zeichen. Gerade jetzt, da Rom kürzlich ein Veto zu gegenseitigen Abendmahlseinladungen erneuert hat. Und ein halbes Jahr vor dem dritten ökumenischen Kirchentag in Frankfurt.  

Trennende Elemente

Im Alltag der Gläubigen spielen die trennenden Elemente der Konfessionen längst keine Rolle mehr. Sobald es aber in die Gottesdienste geht, sind die Hürden scheinbar unüberwindbar. Da ändert es auch nichts, dass Papst Franziskus bereits 2015 vor italienischen Protestanten sagte: "Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr, so sagt uns Paulus, und daraus ziehen Sie dann die Konsequenzen [...], wenn wir dieselbe Taufe haben, müssen wir gemeinsam gehen." Trotz dieser Aussage – der Weg scheint noch lang bis Katholiken und Protestanten gemeinsam Abendmahl feiern können. Die einen sagen, das liegt an theologischen Spitzfindigkeiten, für die anderen sind es theologische Grundgesetze, die dagegensprechen. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte.

Dass diese Hindernisse überwunden werden können, davon sind jedenfalls die beiden ausgezeichneten Würdenträger Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx felsenfest überzeugt – beide haben am Tag nach ihrer Auszeichnung gesagt; Sie hoffen, dass sie die Mahlgemeinschaft noch erleben. In der kirchlichen Zeitrechnung wäre das dann nur einen Wimpernschlag entfernt. Immerhin: Heinrich Bedford-Strohm ist 60 Reinhard Marx 67. Vielleicht verhilft aber der Augsburger Friedenspreis hier zum Durchbruch. Bestimmt hilfreich ist dabei das Vorgehen der beiden Kirchenmänner nach dem Motto: Nicht schauen was uns trennt, sondern die Gemeinsamkeiten herausheben und auch leben. 

Der Autor
Christian Moser
Radio-Redaktion
c.moser@michaelsbund.de