Unterstützung vor Ort

Corona stellt den Fairen Handel vor Herausforderungen

Neben dem Lockdown im eigenen Land treffen Produzenten von Produkten des Fairen Handels auch die Schließungen in Deutschland hart. Der Weltladen Mitterfelden leistet Hilfe.

Rosemarie Pscheidl bei einer ihrer Reisen zu Projektpartnern in aller Welt. © Pscheidl

Mitterfelden – Weltweit sind die Menschen von den Auswirkungen der Coronapandemie betroffen. Besonders schwer seien die harten Lockdowns für Menschen im globalen Süden bei denen es an sozialer Absicherung und medizinischer Versorgung fehlt. "Da leben viele von der Hand in den Mund", weiß Rosemarie Pscheidl vom Weltladen Mitterfelden an der österreichischen Grenze (Dekanat Berchtesgaden). Sie hat viele dieser Länder selbst bereist und hält persönliche Kontakte mit Partnern von Hilfsprojekten und Fairhandelsinitiativen vor Ort.  

Diese sind auch vom Lockdown in Deutschland betroffen. Durch die geschlossenen Geschäfte konnten viele Produkte nicht verkauft werden, neue Aufträge blieben aus. Für Pscheidl stand zu Beginn des Lockdowns fest der kleine Weltladen im Pfarrzentrum muss offenbleiben. Keine einfache Aufgabe für das rein ehrenamtliche Team, das in dieser Zeit auf nur fünf Personen schrumpfte. Die Öffnungszeiten wurden erweitert, Lieferservice und Terminshopping wurde angeboten. Besonders freut Pscheidl die Unterstützung im Ort. "Wir sind Fairtrade Gemeinde und es stehen alle zusammen. Wenn wir "Hilfe!" schreien dann kommen die Leute und unterstützen uns." 

Regelmäßiger persönlicher Kontakt

So konnte mit verschiedenen Spendenprojekten, wie dem Verkauf von selbstgenähten Masken oder fair gehandelten Rosen, 62.000 € an Coronahilfen gesammelt werden. Mit diesen Geldern werden ganz konkrete Hilfsprojekte unterstützt. "Wir geben kein Geld her, wenn ich nicht selbst vor Ort war oder die Leute kenne", erzählt Pscheidl. Vor Corona lud sie Partner regelmäßig zu Gegenbesuchen nach Bayern ein. Bei Vorträgen im Pfarrzentrum informierten sie persönlich über ihre Situation vor Ort. "So wissen die Leute genau was wir mit unseren erwirtschafteten Geldern machen, wo die hinkommen und wie die verwendet werden."

So konnte beispielsweise auf den Hilferuf von Pater Franz Windischhofer reagiert werden. Der Österreicher lebt seit 40 Jahren als Missionar in Peru und betreibt eine Armenspeisung. Nach der coronabedingten Schließung erlaubten die Behörden nicht, die veraltete Küche weiterzuverwenden. Mit Spenden aus Mitterfelden konnte eine neue Küche finanziert werden.  

Oder das mobile OP-Wagen Projekt in Ecuador. Dort wurde ein alter Lastwagen in einen Operationswagen umgebaut. Damit fährt das ehrenamtliche Team in entlegene Gebiete, um die Menschen medizinisch zu versorgen. In der Coronakrise konnten sie zusätzlich überlebensnotwendige Essenspackete ausliefern. 

Auf die Armen schauen

Rosemarie Pscheidl begleitet der Einsatz für Benachteiligte seit ihrer Kindheit. "Meine Mama hat uns schon so erzogen, dass man immer auf die Armen ein bisschen schauen muss. Da hat es nichts anderes gegeben als zu teilen." Der Faire Handel ist für sie wichtig, damit Produzenten das bekommen, was ihnen zusteht. Sie hofft, dass Corona die Menschen zum Umdenken anregt: "Wir können nicht so weitermachen wie vorher. Immer größer, immer höher, immer weiter." Ihr Tipp: "Überlegt, ob es sein kann, dass man ein Produkt zu dem Preis herstellt, wenn nicht, dann last die Finger davon." Der größte Wunsch von Pscheidl ist, dass es Weltläden eines Tages nicht mehr notwendig sind. "Es muss selbstverständlich werden, dass jeder für seine Arbeit den Preis bekommt, von dem er leben kann."  

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie