Meinung
Erwartungen an die Familiensynode

Brücke zwischen Tradition und Leben

Am 4. Oktober ist es soweit: In Rom diskutieren Bischöfe aus aller Welt über die Rolle und Bedeutung der Familie: Die Erwartungen an die Familiensynode sind groß - Ein Kommentar der Landesvorsitzenden des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Elfriede Schießleder.

Die Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Elfriede Schießleder (Bild: MK) © MK

Wenn Bischöfe aus der ganzen Welt zusammentreten, ist die erste Herausforderung, kulturbedingt sehr unterschiedliche Erwartungen um „die Familie“ zu sammeln. Ideal ist die lebenslange Ehe von Vater und Mutter, das sichere Nest neuen Lebens und aller weiter daraus erwachsenden Beziehungen. Im stabilen Netzwerk der ersten Liebe und ihrer Kinder manifestiert sich zweifellos ein starkes Bild der Treue Gottes zu seinem Volk. Wohl mir, der das geschenkt war!

Problem aber ist, dass viel Wirklichkeit dem quer liegt, aber mit Herzblut und unter Schmerzen gelebt wird. Genau da braucht es Gottes Liebe und ein weises Handeln der Kirche. Papst Franziskus erinnert immer wieder an den Vorrang der Seelsorge vor der Lehre. So wird es am Ende der Versammlung darauf ankommen, wie die Bischöfe im Weltenrund einander zuhören. Es wird darauf ankommen, wie sie die Erfahrungen anderer ernst nehmen, auch die Liebe, die Träume und Wunden der Menschen sehen, die jenseits des Ideals stehen.

Mein heftigster Wunsch ist, dass durch diese Synode eine Brücke von der wertvollen Tradition der Kirche hin zum realen Leben heutiger Christen entsteht. Sexualität war immer schon Gabe Gottes, Kinder auch. Doch moderne Reproduktionsmedizin und aktuelle Genforschung haben alle bisherigen Vorstellungen dazu kräftig angefragt. Darüber hinaus ist dringend der Blick zu weiten: Familie ist nicht nur, wo heranwachsende Kinder sind. Familie ist auch, wo Neffen und Tanten, alte Eltern und Enkel einander begleiten. Familie ist, wo die Freunde beziehungsweise Partner der Kinder zu neuen Familienmitgliedern werden – und auch deren Familien in Verantwortung füreinander leben.

Das alles hat neue Formen gefunden. Ob gut oder schlecht – sie sind da. Sie wollen in den Blick genommen, klug erwägt und im Lichte des Handelns Jesu ernst genommen werden. Könnte schwer genug sein, aber rechnen wir mit Gottes Geist!