Familiensynode in Rom

"Deutschland nicht der Nabel der Weltkirche"

Gespannt blickt die katholische Welt zur Zeit nach Rom. Ab Sonntag versammeln sich dort Bischöfe aus aller Welt, um über das große Thema Familie zu sprechen. Pia Dyckmans arbeitet bei Radio Vatikan in Rom und gibt den Münchner Kirchennachrichten eine Einschätzung.

Pia Dyckmans, Volontärin Radio Vatikan (Bild: privat) © privat

MKN: Pia Dyckmans, wie läuft solch eine Synode ab?

Dyckmans: Eigentlich kann man sagen, dass die Synode schon läuft. Denn auch die Vorbereitungen gehören zur Synode. Es gab die großen Vatikanumfragen, die Gläubige ausfüllen konnten, und die Bischofskonferenzen haben die Ergebnisse im Vatikan eingereicht. Aus diesen internationalen Ergebnissen hat der Synodenrat ein Arbeitspapier aufgesetzt, das sogenannte Instrumentum Laboris ("Die Pastoralen Herausforderungen im Hinblick aus die Familie im Kontaxt der Evangelisierung"). Auf dessen Grundlage werden die Bischöfe in den kommenden drei Wochen in voller Runde, kleinen Runden und Workshops diskutieren.

MKN: Im Vorjahr gab es bereits so ein Treffen. Worin unterscheiden sich die beiden Bischofstreffen?

Dyckmans: Letztes Jahr hatten wir eine außerordentliche Bischofssynode. Das bedeutet die Bischöfe haben im Grunde genommen die ordentliche Bischofssynode, die nun ab Sonntag beginnt, vorbereitet. Im Anschluss an die Ordentliche Synode wird es dann ein Ergebnis der Bischöfe geben. Das Dokument vom letzten Jahr war lediglich ein Arbeitspapier.

MKN: Sind denn die Beschlüsse der Synode verbindlich, oder kann der Papst andere Entscheidungen treffen.

Dyckmans: Eine Synode ist grundsätzlich erst einmal ein Beratungsgremium für den Papst. Diese Instanz wurde beim Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführt, um eine gewisse Kollegialität zwischen den Bischöfen auf der ganzen Welt und dem Papst herzustellen. Die Bischöfe werden sich am Ende der drei Wochen auf Ergebnisse einigen, diese in einem Abschlussdokument niederschreiben und dann dem Papst vorlegen. Was der dann damit macht, ist theoretisch ihm überlassen.

MKN: Im Vorfeld ist schon viel spekuliert worden. Die Synode besteht mal, salopp gesagt, aus zwei Parteien: die Konservativen und die Fortschrittlichen. Wer liegt denn Ihrer Einschätzung nach vorne?

Dyckmans: Ich glaube, wir dürfen uns da nichts vormachen, die angeblichen Konflikte zwischen den Bischöfen sind, meiner Meinung nach, größtenteils von den Medien gemacht. Klar gibt es unterschiedliche Meinungen bei Themen wie Umgang mit Wiederverheirateten oder Homosexuellen. Aber diese Front „Konservativ versus Fortschrittlich“ ist angesichts der enormen kulturellen Unterschiede schwierig. Zum Beispiel hat sich Kardinal Robert Sarah aus Afrika diese Tage zu Wort gemeldet. Er gilt bei uns als Anführer der Konservativen, er spricht sich gegen westlichen Neokolonialismus aus. Daher haben die Afrikaner ein Thesenpapier herausgebracht, dass die Diskreditierung von Paaren, die vor der Ehe zusammenleben, ablehnt. Das klingt nach westlichen Denken fortschrittlich. Daran sieht man die Schwierigkeit, nach diesem Muster zu klassifizieren.

MKN: Was heißt denn das für in Deutschland immer wieder aufkommende Fragen, wie die nach dem Umgang mit Wiederverheirateten oder Homosexuellen?

Dyckmans: Deutschland muss sich bewusst machen, dass es nicht der Nabel der Weltkirche ist. Wir sind etwas über eine Milliarde Katholiken auf dieser Welt mit den unterschiedlichsten Kulturen. Polnische Katholiken denken zum Beispiel über Homosexualität weitaus konservativer als die Mehrheit der deutschen Katholiken. Daher würde ich sagen, wir müssen mal abwarten was die Bischöfe untereinander beraten und was der Papst dann daraus macht. Papst Franziskus ist ja immer für eine Überraschung gut.

Pia Dyckmans ist Volontärin bei Radio Vatikan